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Im nächsten Leben bin ich ein Baum

Sarah Wetzlmayr

Blumentöpfe für Urnen

Im nächsten Leben bin ich ein Baum

Viele Menschen suchen mittlerweile nach Alternativen zum konventionellen Begräbnis. Eine Urne aus der ein Baum wächst, macht jetzt anschaulich und angreifbar wie nahe Leben und Tod beieinander liegen. 

von Sarah WetzlmayrBestimmt hat jeder schon einmal über das Leben nach dem Tod nachgedacht, egal ob man sich der buddhistischen Glaubensrichtung angeschlossen hat oder nicht. Irgendwann, an einem bluesy Sonntag fragt man sich dann doch einmal – was passiert mit mir wenn ich einmal nicht mehr als der Mensch der ich jetzt bin über diesen Planeten Erde stolpere. Das Kickstarter-Projekt Bios Urn hat mit ihrem Produkt Bios Incube jetzt etwas geschaffen das scheinbar eine Antwort darauf liefert – wenn du tot bist, wird ein Baum aus dir, oder kann zumindest einer aus dir werden wenn sich deine Angehörigen früh genug eine solch Blumentopf-ähnliche Urne zulegen.

Die Bedeutung des Lebens – oder eigentlich des Todes – wollen die Erfinder des Bio Incubes ein wenig auf den Kopf stellen und mit dem Gedanken, dass der Tod absolutes Verschwinden von der Bildfläche bedeutet aufräumen. Deswegen der Baum. Lebensbäume gibt es ja bekanntlich. Aus der Blumentopf-Urne wächst aber jetzt ein Todesbaum, der das Leben nach dem Tod symbolisieren soll. Klingt kompliziert und hochphilosophisch sowieso – ist aber nach Angaben der Erfinder in der Verwendung sehr einfach. Geht man also sehr praktisch an dieses eigentlich hochkomplexe Thema heran funktioniert das mit der im Blumentopf integrierten Urne so: Urne in die Erde stecken, Wasser reinfüllen, wenn das Bäumchen dann wächst verpflanzen wo auch immer man gerne möchte.

Im Package mit dabei: Eine spezielle Urne, aus der die Pflanze wachsen kann, der „Bios Incube“ – der Topf, oder auch „Incubator“ und eine eigene App, mit der man die Temperatur im Topf überwachen kann. Den Rest regelt die Urne dann von alleine.  Mehr als 60, 000 Urnen wurden bisher verkauft. Mit der Urne springen die Macher nicht nur auf den Öko-Trend auf, sondern weisen auch auf den Kreislauf der Natur hin – aus Tod soll wieder Leben entstehen. Anders als bei einem konventionellen Begräbnis verbinden sich Tod und Leben direkt miteinander, um wieder etwas entstehen zu lassen.

„Bios Incube changes the way people see death, converting the ‚end of life‘ into a transformation and a return to life through nature. a smart, sustainable, and ecologically friendly way to approach what’s, probably, one of the most important moments in human life.“

Zukünftig hat man also nicht nur eine gute Ausrede mit den eigenen Pflanzen zu sprechen, sondern einen richtigen Grund dazu. Was also anfangs etwas makaber klingen mag, ist ein Erinnerungsspeicher aus dem neue Erinnerungen wachsen können. Klingt nach einem gesunden Umgang mit dem Tod.

Foto: Bios Urn | Kickstarter