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Stadtbild Foodora

Sandra Keplinger
Stadtbild

Foodora

BEZIRK: Neubau
DATUM: 27.4.2016
UHRZEIT: 13.17

Text: Sarah Wetzlmayr
Foto: Sandra Keplinger

 

Die Wiener Innenstadt-Bezirke färben sich zusehends pink. Das soll jedoch definitiv keine politische Aussage sein, sondern eher eine kulinarische, denn die an ihren rosa Styroporboxen einfach zu identifizierenden Foodora-Fahrer scheinen sich dort Tag für Tag zu vermehren. Ihre Brutstätte liegt im Bobo-Headquarter Wien Neubau, von wo aus sie allen von Fein- zu Heimschmeckern gewordenen Wienern und Wienerinnen Gaumenfreuden abseits von „mjam, mjam, mjam“ bereiten. Wer früher sonntags noch in den kalten, aber immerhin mit Analogkäse gefüllten Pizzarand von „Pizza Mann“ gebissen hat, ist jetzt erwachsen geworden und wartet auf seinen Fahrradboten in Pink, der den veganen und glutenfreien Bio-Burger aus seiner magischen rosa Box hervorzaubert. Das schont sowohl die Umwelt als auch den von übermäßigem Analogkäse-Verzehr zwar ohnehin bereits abgehärteten Magen und sorgt außerdem für umherflitzende Farbtupfer im grauen Stadtalltag. „Win, win, win“ statt „mjam, mjam, mjam“ also.

Gewonnen haben dabei auch die teilnehmenden Wiener Restaurants, die ohne eigenen Lieferservice durch eine Kooperation mit Foodora auch Menschen ansprechen, die ihre Wohn-zimmercouch und nicht die Küche als Schaltzentrale für kulinarische Höhepunkte auserkoren haben. Etwa 150, meist nebenbei studierende Boten sind derzeit für Foodora im Einsatz, zu Zeiten des höchsten Hungerpegels, mittags und abends, steuern oft 80 Fahrer zugleich ihre Drahtesel durch die Stadt. Während sich das Unternehmen in Deutschland bereits 2014 etablieren konnte, kann man sich in Wien erst seit Juni 2015 durch das breite Foodora-Angebot fressen. Es kann allerdings nur bei Restaurants bestellt werden, die im Umkreis von vier Kilometern der eigenen Behausung liegen. Das schont die Oberschenkelmuskulatur der Fahrer und wiederum den eigenen Magen, der mit kaltem Pad Thai bestimmt nicht sehr viel anfangen kann.

So einfach lässt sich also mit einer rosa Box und ein paar Gedanken „out of the box“ der zusehends wachsende Markt an Lieferservice-Angeboten revolutionieren. Und auch wenn man die sogenannte „Begegnungszone“ der Mariahilfer Einkaufsmeile hin und wieder hinterfragt – für die strampelnden -Foodora-Fahrer hat sie sich in jedem Fall ausgezahlt, denn man begegnet ihnen dort Tag für Tag.