AKUT
Kommt Zeit(-umstellung), kommt Grant
Zweimal im Jahr haben alle Österreicher die offizielle Freikarte zum Granteln: Wenn die Zeitumstellung wieder ins Haus steht.
von Sarah Wetzlmayr
Der Tag nach der Zeitumstellung wird in Österreich in ungefähr demselben Ausmaß gefürchtet wie so ein verdammter Feiertag nach dem Wochenende. Es ist ein gefährlicher Tag, der den Rhythmus der Österreicher in regelmäßigen Abständen auf den Kopf stellt und sie Jahr für Jahr zu Kopf- genauso wie zu Aufständen verleitet. Der nächste Ausnahmezustand wird – zwar inoffiziell aber doch – am 30. Oktober ausgerufen, denn in der Nacht zuvor dreht wieder jemand an der Uhr der garantiert nicht Paulchen Panther ist. Man erinnert sich an diesem Tag, von verstörter Nostalgie hingerissen, gern an Zeiten als diese Nacht noch bedeutete eine Stunde länger fortgehen zu dürfen (wenn man, so wie die Autorin dieser Zeilen, immer schon um Punkt 3 daheim sein musste) und es einem vollkommen wurscht war wie sehr sich der Biorhythmus am nächsten Tag abstrampelt – so nämlich als wäre man an einem Tag nach New York geflogen und am gleichen wieder retour. Jetzt ist das also alles anders: Verwirrtheit, körperliche und geistige Unausgeglichenheit und Augenringe als Feiertagskostüm zählen statt Feierlaune nun zur typischen Symptomatik dieses Tages. Obwohl wir es am 30. Oktober ja nur mit der Light-Version zu tun haben werden – richtig hardcore wird es dann im März 2017 erst wieder.
Der ÖVP-Europaabgeordnete Heinz Becker will das so nicht mehr länger hinnehmen und möchte die Notwendigkeit dieser Zeitumstellung überprüfen lassen. Nicht nur weil die propagierte Energieersparnis nicht nachweisbar sei und man die gesundheitlichen Schäden nachwievor nicht einschätzen könne, sondern auch weil, laut Becker, der dadurch hervorgerufene wirtschaftliche Verlust für die EU zu hoch sein. Klingt sinnvoll, denn jetzt da es nicht mehr darum geht beim Fortgehen eine Stunde mehr rausschlagen zu können, türmen sich gerade eher die Vorteile einer Abschaffung als die Nachteile. Einziger Nachteil: Zwei inoffiziell offizielle Gründe im Jahr weniger zum Raunzen. Die müssen wir uns vielleicht bald irgendwo anders beschaffen. Aber das dürfte für Herr und Frau Österreicher wohl nicht das Problem sein.