AKUT
Death Aid: The Great Gig in the Sky
Das Konzert des Jahres findet heuer im Himmel statt.
TEXT: MANFRED SAX
Dearly Beloved,
wir sind heute hier versammelt, um dieses Ding zu meistern, das sie Leben nennen. Leben – ein elektrisches Wort. Es bedeutet Ewigkeit, und das ist eine verdammt lange Zeit. Aber es muss auch einmal gesagt werden:
Es gibt noch was anderes – die Nachwelt.
Ja, Ladies and Gentlemen, es wird Ihnen aufgefallen sein: In der Nachwelt gibt es Stimmung, in der Nachwelt ist was los, es herrscht ein Gedränge wie noch nie. Viele Musiker, die den Soundtrack zu unserem Leben schrieben, haben heuer beschlossen, das Leben zu lassen, um in der Nachwelt gemeinsam zu jammen. Ihr Abgang machte betroffen, aber die gute Nachricht ist: Sie haben uns etwas hinterlassen. Ihre Musik.
Der Tod konnte ihre Körper raffen, aber ihren Geist kriegte er nicht.
Dieser Geist ist nun eine Supergroup, die wir als The Immortals kennen. Please allow me to introduce to you:
* am Schlagzeug Peter Behrens (1), der mit seinen Kollegen von Trio die Neue Deutsche Welle mitbegründete.
* am Bass ein legendärer Meister der tiefen Töne und vielfach nominierter Grammy-Preisträger. Wenn Lou Reed, Elvis Costello und Van Morrison einen Bassisten brauchten, war er die erste Adresse: Mister Rob Wasserman (2).
* an der akustischen Gitarre ein Mann, bei dem die zwei Worte „Hotel California“ genügen, um ihn vorzustellen – the Eagle in Heaven: Mister Glenn Frey (3).
* weiters an der Gitarre Mister Henry McCullough (4), der einzige Ire, der Woodstock bespielte und Joe Cockers Grease Band sowie Paul McCartneys Wings verstärkte.
* an den Keyboards ein Wirbelwind, den man den Hendrix der Orgel nannte, der mit seiner frühen Band The Nice die Herren Bach und Bernstein in die Rockmusik überführte und mit den Kollegen Greg Lake und Carl Palmer eine der ersten Supergroups gründete: Mister Keith Emerson (5), Ladies and Gentlemen.
Die Patronanz zu diesem Gig in the Sky werden Sir George Martin (6) und Mister Robert Stigwood (7) übernehmen. Ersterer hat sich als Produzent der Beatles ohnehin einen Ehrenplatz am Musik-Olymp verdient, Letzterer wiederum hat als Producer der Bee Gees und von Musicals wie „Evita“, „Hair“ und „Jesus Christ Superstar“ ebenso sein Gespür für große Gefühle gezeigt wie mit seinen Filmerfolgen „Grease“, „Saturday Night Fever“ und „Tommy“.
Der große Roger Cicero (8), im Alter von 46 Jahren viel zu früh von uns gegangen, wird mit seinem Hit „Wenn es morgen schon zu Ende wär“ für einen würdigen Abschluss sorgen.
Womit wir last, but not least, zu zwei Herren kommen, die keiner Einführung bedürfen. Wir müssen über David Bowie (9) und Prince (10) nicht reden. Wir können nur froh sein, dass wir lebten, als sie wirkten.