AKUT

Diese Woche hassen wir: Wenn der Kater im Alter schlimmer wird

Sarah Wetzlmayr

Wenn die eigene Fortgeh-Olympiaform schon ein paar Jahre zurückliegt, bleibt einem nichts übrig außer sich mit dem Verlust des Wochenendes (inklusive Montag) abzufinden.

Früher war das so: Freitag WG-Party, Samstag Club, Sonntag Beisl. Heute ist das etwas anders: Freitag Beisl, dann eventuell Club – so für ein Stündchen, das man dann an der Bar lehnend und von einem gepflegten Vodka-Makava Rausch getrieben über Leute lästernd verbringt und dann rein ins Taxi und damit auch rein in den Wochenendkoma. Denn hier ist jetzt erstmal Schluss mit Aktivitäten, die den Rahmen des Alltäglichen sprengen. Der Grund dafür: Früher sprengte der Kater nach einer ausgedehnten Partynacht unser Wochenende nicht in der Dimension, in der er das jetzt tut. Nämlich mit Pauken – und vor allem mit: Granaten. In den fabelhaften 20ern war das an einem sogenannten Katertag hingegen noch in etwa so: Um 14h aufstehen, Tiefkühlpizza reinschieben (zuerst ins Rohr, dann in den Mund), eine rauchen, Bier trinken und weiter geht’s. Nach der Party ist vor der Party. Haben wir damals gesagt. Jetzt können wir nach der Party „Nach der Party“ gar nicht mehr aussprechen, weil uns beim puren Gedanken an Party alles gleich wieder hochkommt. Dieser ganze Vodka-Makava.

Es mag einem nun, ein paar Jährchen nach der eigenen Fortgeh-Olympiaform wie eine Verhöhnung vorkommen, wenn man diesen Wochenend-Zustand von früher tatsächlich „Kater“ genannt hat. Das jüngere Ich hat das ältere, noch unbekannte Ich gnadenlos verarscht. Schließlich war es damals kein Problem, nach jedem hemmungslosesten Rausch, sonntags um Punkt 13h an den elterlichen Küchentisch zu setzen, (halbwegs) munter Konversation zu betreiben und fröhlich mitzubekommen wie sich das Schnitzel über den bösen „Kater“ stülpt. Nachher hat man sich dann heimlich eine Tschick angezündet und an die Schmuserei von letzter Nacht gedacht. Heute – und ihr wisst es alle – fühlt es sich hingegen so an, als hätte man mit niemand geringerem als dem Tod selbst geschmust. Die einzelnen Kater-Symptome wechseln einander nicht ab, sondern halten sich fest an den Händen um gemeinsam in deinem Körper eine wilde Party zu feiern. Übelkeit (mit wahlweise tatsächlichem Speiben oder auch nicht), Schwindel, stechender Kopfschmerz und eine allgemeine, riesengroße Unfähigkeit irgendwas zu tun, gepaart mit der bitterbösen Restfetten-Depression, sind wieder mal zu Gast. Hat man sich 2 – ja, 2 – Tage später wieder erholt, ist man sich ziemlich sicher, dass das mit dem Alkohol einfach keinen Sinn mehr macht. Bloß irgendwie vergisst man das dann wieder. Wir nennen es mal vorsichtig „Fortgeh-Debilität“, aber das ist wieder ein anderes Kapitel.