Mode

Elvira Trevira: Adieu Jugendkultur

Text: Elvira Trevira

Sind Hipster die adoleszente Form der „Krocher“? Wohin sind die Popper verschwunden? Ist Vivienne Westwood der allerletzte Punk? Wien, 80er-Jahre: An manches kann ich mich erinnern, an vieles nicht, da hab ich wohl was richtig gemacht. Interessant waren die diversen Jugendströmungen, egal ob Mods, Punks, Popper, Gothics oder Ökos (Vorväter aller Frutarier und Latzhosenträger = unerträglich unsexy). Rocker kultivierten ihren Hang zu metallischer Musik und als Harley-Ersatz gereichte eine Zündapp. Yuppies hackelten meist im mittleren Management eines Kleinbetriebs, wirkten aber durch übertriebenen Kokainkonsum immer „very busy“. Jede dieser Gruppen hörte ihre eigene Musik, hatte ihren eigenen Kleidungsstil, grenzte sich somit individuell als Gleichgesinnte von der Masse und den anderen Strömungen ab.

Die Punks kämpften gegen das Establishment, indem sie in der Aegidigasse Häuser besetzten, die Provinz-Popper knatterten auf ihren frisierten Vespas nach Wien und wurden beim Donnerbrunnen von den Mods verdroschen, die Gothics frönten ihrem Weltschmerz und gerieten donnerstags im U4 durch Robert Smiths nerviges Gejammer in noch tiefere Depris. Der gemeinsame Nenner: Sie standen für ihre Ideologie, demonstrierten und rebellierten lautstark.

Logischerweise verschwinden solche Strömungen irgendwann – nur ist leider nichts nachgekommen. Gilt eine Ansammlung Matcha saufender Avocadofresser schon als Jugendbewegung? Was unterscheidet Mandel- und Sojamilchtrinker noch voneinander – ob abends Quinoa-Salat oder Chia-Samen-Pudding online bestellt wird? Modetechnisch derselbe Bio-Acai-Brei. Die Wahl einer Sneakers-Marke sehe ich nicht als Nährboden für Veränderung. Wie viele „Shades of Nude“ kann diese Jugend noch vertragen?

Porträtfoto Elvira Trevira: Heinz Henninger // Header: © Getty Images