Mode

Stilkunde: Hüte, Hauben & Co

Manche Menschen können aufsetzen, was sie wollen, sie sehen mit ­jeder Kopfbedeckung fantastisch aus. Wir sprechen vom „Hutgesicht“. Bei anderen wiederum ist leider das Gegenteil der Fall.

Text: Alex Pisecker

Was drückt eine Kopfbedeckung aus?
Sie schützt uns gegen die Elemente, hat aber durchaus noch andere Bedeutungen. Als Ausdruck der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gesellschaft, Hierarchie oder Religion dient sie auch zur Ausgrenzung anderer Gruppen. Bestes Beispiel: das ­Palästinensertuch. Kopfbedeckungen symbolisieren Macht, man denke an die Lorbeerkränze antiker Herrscher, die sich zu den Kronen christlicher Könige entwickelten. Beim Militär dient die Kopfbedeckung als Schutz (Helm) oder auch dazu, ­Personen einer Einheit oder einem Rang zuzu­ordnen. Sie dient der Manifestation politischer State­ments, wie die Baskenmütze. Gangs identi­fizieren sich über Bandanas oder Mützen.

Welche Kopfbedeckungen kennen wir?
Grund­sätzlich gibt es fünf Gruppen. Den Hut mit Krempe, wie etwa den Borsalino oder Trilby, und Hüte, die nur teilweise eine Krempe aufweisen (=Kappen), wie das populäre Basecap. Außerdem gibt es Hüte ohne Krempe – als bekannteste Variante ist hier der orientalische Fes zu nennen. Mützen sind immer aus einem wesentlich weicheren ­Material als die steifen Hüte. Man unterteilt sie in schirmlose ­Mützen, wie das „Beanie“ (engl. „bean/Bohne“), und Mützen (süddt. Haube) mit Schirm, wie etwa die Schiebermütze. Bis in die 1960er-Jahre war es unfein, ohne Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit aufzutreten. Kennedy weigerte sich als erster ­Präsident, einen Hut zu tragen.

Woraus sind Kopfbedeckungen?
Hüte werden meist aus Filz gefertigt, auf Basis von Wolle oder anderen tierischen Haaren. Auch Baumwolle, Leinen- und Hanfmaterialien sowie diverse Stroharten gebraucht man häufig, ebenso Leder und robustes Papier. Um einen Hut zu versteifen, verwendete man früher Gelatine, heute wird dies mit Acryl/Polyurethan erledigt. Mützen sind meist aus weichen Materialien gewirkt, daher auch verformbar. In die Schirme von Basecaps arbeitet man Plastik oder Karton ein.

Welche Kopfbedeckung passt zu wem?
Das kann man nur beim Probieren der diversen Modelle he­rausfinden, da etliche Komponenten wie Kopfform und Haaransatz mitspielen. Nach jahrelangem Exil erfreuen sich Kopfbedeckungen seit geraumer Zeit wieder größter Beliebtheit. Allen voran die Hipster-Mütze in unzähligen Varianten. Junge Männer tragen gerne die Sailor-Variante oder die wiederbelebte Schiebermütze. Modemutige trotzen der Kälte mit der Neuauflage der 70er-Jahre-Russenkappe, meist aus einer Leder/Pelzkombination, den Ohrenschutz kann man runterklappen. Wem das zu wild ist, der bleibt einfach beim Slogan-Beanie, immer gut, um „Messages“ rüberzubringen.

Expertentipp von Klaus Mühlbauer
Hauben und Hüte ­bleiben im HW 17/18 unverzichtbare Accessoires. Hüte verlieren ihre Silhouette, die Formen sind ­fließend bis amorph. Die konische Form des Stumpen kehrt zurück.Weiche, extrem leichte, feine Filze dominieren. Häufig werden wir uns mit flauschigen Alpakastoffen, Curly-Lamm (klein gelockt), breiten Baumwoll-Cords und Webfellen aus 100 % Naturfaser, wie Mohair, schmücken. Farblich geben neben „Gips“ (Weiß mit leichtem Graustich), ein graustichiges Rosé, Ochsenblut, ­sowie Royal und Oliv den Ton an. Infos unter: muehlbauer.at

Foto – Header: Mühlbauer Shop, Neubaugasse 34, 1070 Wien (c) Hertha Hurnaus