Mode

Man of Stil – Pressesprecher Josef Ulrich

Josef Ulrich, jahrelanger Pressesprecher von General-Motors Österreich, über seine bevorzugte Modefarbe Schwarz, warum die Textilindustrie der Autobranche in punkto Nachhaltigkeit nicht das Wasser reichen kann und warum er gerne Barett trägt.

Interview: Alex Pisecker

Welchen Stellenwert nimmt Mode in deinem Leben ein?
Mode ist mir weniger wichtig als stilvolle Kleidung. Für mich ist Stil die Kleidung der Gedanken, persönlich ziehe ich die Farbe Schwarz vor, sie ist die Summe ­aller Farben. Außerdem lege ich Wert auf nachhaltig produzierte Bekleidung. Nachhaltigkeit ist grund­sätzlich ein wichtiges Thema für mich, das schon vor ­Jahren in die Automobilindustrie Einzug gehalten hat. Zu GM bin ich übrigens gegangen, weil das der einzige Automobilkonzern ist, der keine Waffen produziert.

Welcher Designer spricht dich besonders an?
Wolfgang Joop, aber nicht er als Person an sich, ich ­finde seine Männerkollektionen sehr ansprechend. Bei einer Veranstaltung lernte ich einmal den Butler von Karl Lagerfelds Katze Choupette kennen, der mir zu meinem Kleidungsstil gratulierte.

Josef Ulrich trägt: Barett, T-Shirt, Sakko, Jeans und Stiefeletten – alles in Schwarz, die Marken kennt er nicht und sie sind ihm auch wurscht. Am Arm: Uhr von Nomos Glashütte und Modell Opel GT in Rot. Foto: (c) Maximilian Lottmann

War Mode auch eine Rebellion, etwa in deiner Jugend?
Ich bin ein Kind der 68er-Generation – zu dieser Zeit hatte ich lange Zöpfe wie Willie Nelson und trug auch mal bunte Klamotten. Man drückte damit Freiheit und den Kampf gegen das Establishment aus. Zu dieser Zeit waren gedeckte Farben wie Grau und Schwarz das ­Synonym für ein reaktionäres Weltbild. Allerdings begann bald danach meine lebenslange Affäre mit der Farbe Schwarz.

Wie kam es zu deinem Markenzeichen, dem Barett?
Ich trug das Barett schon, als ich noch zur See fuhr. ­Damals mit langen Haaren und in Kombination mit einem goldenen Ohrring, so wie die Piraten und Matrosen. Die hatten den Ohrring übrigens, um nach ihrem Tod damit ihr Begräbnis zu finanzieren. Später, als die Haare weniger wurden, erhielt das Barett dann einen permanenten Platz auf meinem Haupt. In der Öffentlichkeitsarbeit war es ­außerdem ein Statement mit einem Hauch von Exotik und Rebellion.

Josef Ulrich trägt: Barett, T-Shirt, Sakko, Jeans und Stiefeletten – alles in Schwarz, die Marken kennt er nicht und sie sind ihm auch wurscht. Am Arm: Uhr von Nomos Glashütte und Modell Opel GT in Rot. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Siehst du Parallelen zwischen Mode- und Automobilbranche?
Auf jeden Fall, beide befassen sich intensiv mit Design und sind eitel ohne Ende. Auch bin ich der Meinung, dass man dem Auto den Stellenwert zukommen lassen muss, den es haben sollte, und vom „Böse-Buben-Image“, das von den eigentlichen Problemen ablenken soll, könnte man sich auch mal verabschieden. Diese Industrie beschäftigt sich seit Jahren damit, die Fortbewegung auf vier Rädern immer schadstofffreier und umweltfreundlicher zu ­machen. Da hinkt die Textilindustrie deutlich hinterher.

Personal
Josef Ulrich (62), hierzulande als General-Motors-Presseoberhaupt bekannt, das ­gerade elegant in den wohlverdienten Ruhestand gleitet, begann seine Karriere als Schiffsingenieur bei der Deutschen Handelsmarine in Hamburg. Nach fünf Jahren auf hoher See reichte es und er heuerte als Fotograf und Texter beim Hamburger Abendblatt an. Für das Ressort Kultur und Musik porträtierte der gebo­rene Steirer aus Klöch die linke Szene der 68er, allen voran die Liedermacher Franz Josef ­Degenhardt und Hannes Wader, ebenso pflegte er engen Kontakt zur Brecht-Darstellerin Anna Maria Hagen (Nina ­Hagens Mutter). 1986 kehrte Ulrich zurück nach Österreich, wo er der GM-Pressestelle vorerst zuarbeitete und einige Jahre später deren Leitung übernahm.