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Weibliches Aspern: sag „Dschähnis!“

Manfred Sax

Die Seestadt Aspern ist weiblich. Namen großer Frauen zieren die Straßenschilder. Mit dabei: Janis Joplin. Nett. Aber mit dem richtigen Buchstabieren hat so mancher Anrainer Probleme.

Text: Manfred Sax, Foto: Billy Sax

„Wir sehen es als Bildungsauftrag“, erzählt der rührige Mann von der Seeseiten Buchhandlung READ BABY. „Es gibt spannende Momente, wenn die Leute versuchen, Janis und Joplin zu buchstabieren.“ Was mit dem „J“ zu tun hat. Und mit dem Umstand, dass kaum eine SeestädterIn weiß, wer die Dame mit dem komplizierten Namen ist oder war. Und dann hilft man halt gerne nach: „Sag Dschähnis; und Dschoplin.“

Fünf Jahre ist es her, dass die Promenade zum künstlich blauen Teich an der geisterhaft still anmutenden Seestadt den Namen der großen US-Röhre innehat: Texanerin, Queen des „weißen“ Blues, Woodstock-Legende, Mitglied des ominösen „Club 27“ (Rockstars, die im Alter von 27 Jahren starben: Jimi Hendrix, Brian Jones, Jim Morrison et al). Wie kam so jemand nach Wien-Aspern? Es hat heftige Debatten gegeben, ursprünglich hätte sie Anne Frank-Promenade heißen sollen. Aber dann entschied man sich für Joplin. Warum? Das Rathaus, hieß es, habe die Entscheidung der Bezirksvertretung revidiert, weil Anne Frank „keinen Bezug zur Donaustadt“ habe. Und Joplin? Nun, die sang immerhin ”Cry, Baby“, weiß man in der Buchhandlung READ BABY.

Klar war jedenfalls, dass es ein Frauenname sein musste, da herrscht in Wien ein klein wenig Nachholbedarf, knapp 200 weibliche Namen stehen 3750 Männernamen gegenüber (Stand 2016). Insofern hebt sich die Seestadt recht angenehm vom restlichen Wien ab. Nur schade, dass hier nie wer vorbeikommt. Übrigens gibt es mittler Weile auch eine Anne Frank-Gasse in Wien – in Wien-Erdberg, gleich neben den Gasometern. Es geht eben nichts über Bezug.

Buchhandlung Seeseiten Read Baby, Janis Joplin-Promenade 6, 1220 Wien.