KULTUR
Memory Lane – Der Widerspruch in Stefan Weber
In den 80er-Jahren machte der WIENER gern Gruppenbilder. Eines hieß „Der Widerspruch in uns“. Wir sprachen damals mit einem modemuffeligen Modezar, einem vegetarischen Würstelstandler und unter anderem mit einer antiautoritären Autorität – einem Mittelschullehrer namens Stefan Weber.
Text: Manfred Sax / Foto: Erich Reismann / Faksimile: Billy Sax
Es gibt Menschen, die sich nicht für eine Rolle entscheiden können. Sie leben zumindest ein Doppelleben. Und diese zwei Leben entwickeln sich zum Widerspruch zu einander. Stefan Weber alias Drahdiwaberl ist so ein Fall. Als Mittelschullehrer ist er Autoritätsperson. Als Musiker macht er auf antiautoritärer Rebell. Weber ist wie ein Matrose, der Anker wirft, um in See zu stechen.
Zuerst war er Rocker. Schon in den Sixties waren ihm die Stones zu brav. Seine Sache war die Edgar-Broughton-Band. Lehrer wurde er, wie er sagt, weil er auch von was leben muß. Als Rocker will er die Spießer schockieren. Als Lehrer hat er die Drahdiwaberl-Sprechchöre der Schüler satt. Wenn ihm das Häferl übergeht, zückt er das Klassenbuch.
Weber ist ein vielseitiger Mensch ohne Durchbruch. In jedem Metier spricht dem Erfolg etwas zuwider: Als Karikaturist war er der schlechtere Deix. Als Musiker wollte er sich nicht zur Kommerzhure machen. Im österreichischen Filmwesen herrschte leider eine Cliquenwirtschaft. Aber an sich bastelt er noch an seiner Karriere. Gelingt es, zieht er den Anker ein.
Der Text ist in alter Rechtschreibung verfasst – wie im Original, erschienen im November 1987!