STIL

Man of Stil: DJ Geb.el

Geb.el ist der erste House-DJ Wiens. Durch seine legendären Sets in der ebenso legendären „Soul Seduction” im Wiener Volksgarten erreichte er  Kultstatus. Seine DJ-Karriere startete er parallel zu seiner Modedesignlaufbahn. Das war 1984. Die Auflegerei ist geblieben, die Mode wurde zur persönlichen Passion, aber nicht zur Profession.

Interview: Anneliese Ringhofer

Dein erster Kontakt mit Mode?
Ich wurde als Kind von meiner Mutter sehr stilbewusst eingekleidet. Sie nähte alles selbst. Da ich in Wien-Meidling aufgewachsen bin, waren wir dort modische Outlaws.

Wie hast du deinen eigenen Modestil entwickelt?
Ich stangelte oft die Schule und schaute Filme mit Marcello ­Mastro­ianni, der mich faszinierte. ­Andererseits prägte mich Fiat-Besitzer ­Gianni Agnelli, er hatte einen speziellen Stil, etwa trug er seine Uhr auf der Manschette, das hatte ich zuvor noch nie gesehen. Italiener beeinflussen meinen Modestil bis heute – sie tragen ihre Kleidung mit einer Schneid. Etwa Lapo Elkann.

Geb.el trägt: Sakko, Jeans und Hemd no names, Uhr Vintage Tudor, Perlenkette von Veresa Eybl, Brille Krankenkasse. Am Boden: der CD-Koffer.

Keine jugendlichen ­Modeprovokationen?
Konventionen über den Haufen zu werfen ist bis heute mein modischer Antrieb. Begonnen hab ich damit 1975, als ich von David Bowie, ­Bryan Ferry und Kraftwerk beeinflusst war und schmale Anzüge und Krawatten trug, dazu rasierte ich mir die Haare ab, während die anderen mit Glockenhosen, gelben Stiefeln und Natojacke rumliefen. 1980 war ich, als der Film „Quadrophenia“ rauskam, zwei Wochen lang Mod. Doch das war mir zu engstirnig.

DJ Geb.el in der „57Lounge“ im DC Tower, wo er jeden Freitag- und Samstagabend auflegt. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Was ist Stil?
Entscheidend ist nicht, was man trägt, sondern wie man es trägt. Mir sind Marken nicht wichtig und ich pfeif auf Gendering – in den 70ern hab ich meine ersten Röhrljeans in einer Frauen-Boutique gekauft. Ich trage als Mann Perlen, die als sehr weiblich gelten. Viel Wert lege ich auf Schuhe: Das können Maßschuhe oder Crocs sein. Ja richtig gehört, die trage ich manchmal zu Anzügen.

Du bist DJ, die Modebranche hat dich nie interessiert?
Ich hab die Modeschule in Wien Michelbeuern absolviert. Danach gründete ich mein Label, bei der ersten „U-Mode“ im U4 (1984) war ich als Designer dabei. Ich finanzierte das Label durch Auflegen, irgendwann konzentrierte ich mich ganz auf die Musik.

Geb.els Lieblingsteil: Maßschuhe des Schuhmachers Wist in 1040 Wien. Foto: (c) Maximilian Lottmann

Personal
Geb.el (55), mit bürgerlichem Namen Harald Gebel, ist der erste House-DJ Wiens. Begonnen hat er 1984 im Montevideo, danach war er einer der legendären Soul-Seduction-Allstars im Wiener Volksgarten. Weiters drehte er Vinyl bei Clubbings im Technischen Museum, bei Raves im Gasometer, in Discos wie Kennedy’s, Fun House, U4 oder in Clubs wie Heaven und Techno Café. Seit Mai kann man seinen DJ-Künsten (er beherrscht noch das analoge ­Mixen) jeden Freitag- und Samstagabend in der „57Lounge“ im DC Tower lauschen. Er spielt dort jene Sounds, mit der er die Soul Seduction mitprägte: Jazz, Soul, Discofunk und Yachtrock der 70s und 80s.