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Beim Bart des Millennials

Manfred Sax

In Sachen Hipster: Wer den Bart nicht ehrt, ist die Pflege nicht wert. Es geht um positive Männlichkeit, sagt ein Jungunternehmer, der mit Bartöl großartig abcasht.

Alle Fotos: Ellipsis Brands Ltd/Kurt Paris

„Was ist der größte Killer von Männern unter 45? Selbstmord! Das ist eine unglaublich wichtige Botschaft für uns. Unsere Produkte bringen Männern einen Feelgood-Faktor. Das beginnt schon morgens beim Blick in den Spiegel.“ Also spricht Freddy Furber, Boss der Firma Percy Nobleman. Er hat unlängst eine Umfrage bei 10.000 seiner Kunden angestrengt. Knapp 50 Prozent dieser Kunden gaben an, dass ihnen Bartpflege mehr Selbstvertrauen gibt. (Zum Text nach unten scrollen)

„Gentlemen tragen Bart. Und sind stolz drauf. Das war immer so.“

Freddy wuchs im englischen Winchester auf (wo auch der Verfasser dieser Zeilen wohnt). Er ist 32, also das, was man heute einen „Elder Millennial“ nennt. Als solcher weiß er auch, dass derzeit gut die Hälfte aller jungen Männer Bartträger sind. Aber bis zum Entdecken der entsprechenden Marktlücke brauchte es Zeit. Tatsächlich war es eine Marktsättigung, die zur Idee führte. Vor fünf Jahren hatte er eine Unterhaltung mit seinem Vater, einem Retailer. „Ich hatte damals einen Hipster-Bart, wir redeten über Rasierprodukte, und er erzählte mir, dass diese Sachen jetzt Ladenhüter sind.“ Und da funkte es: Wenn sich keiner mehr rasiert, kann das nur bedeuten, dass alle einen Bart haben. Und auch ein Bart will gepflegt sein. „Das ist gute alte Tradition“, sagt Freddy. „Diese Glattrasur-Welle kam ja nur wegen der Weltkriege. Wer zuvor ein Gentleman war, der trug Bart – und war stolz drauf. Das ist heute nicht anders.“ (Zum Text nach unten scrollen)

Freddy begann mit marokkanischem Arganöl, das er neu verpackte und vertrieb. „Mühevolle Kleinarbeit im Hinterzimmer.“ (Freddy) Wenig später meldete sich Boots, Englands größte Drogeriekette. Bald war seine Percy Nobleman getaufte Firma ein internationaler Player, mit selbstpro- duziertem Bartöl und allen Produkten, die zur Bartpflege gehören. „Wir sind weltweit in über 2.000 Shops vertreten, seit heuer auch in Saudi-Arabien und in Österreich in allen Douglas-Filialen“, so Freddy. (Zum Text nach unten scrollen)

Die Sorge, dass es wieder mal zu einem Glattrasur-Trend kommt, hat er nicht. „Bartpflege braucht gut zwei Generationen, bis sie sich voll entfaltet. Unser Daten enthüllen, dass die Kunden erstens phänomenal treu sind und zweitens alle folgenden Jahre beim Einkauf um 20% zulegen. Was ich gut verstehen kann. Denn Tatsache ist, dass so ein Bart das Selbstwertgefühl hebt.“

Und das muss eben auch bisweilen sein: dass es sich gut anfühlt, ein Mann zu sein.

•percynobleman.com; douglas.at