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Stilkunde: Krawatte – Nach Art der Kroaten

Seit Beginn des 21. Jahrhunderts verliert der Schlips an Popularität, speziell beschleunigt durch die Finanzkrise, weil ja gern um den Bankerhals geknüpft. Sogar im Deutschen Bundestag ist der Krawattenzwang seit 2014 Geschichte. Trotzdem ist uns das wohlgeknüpfte Seil um den Kragen ein paar Zeilen wert.

Text: Alex Pisecker

Woher kommt die Krawatte?
Das Wort „Krawatte“ lässt sich auf das französische „à la cravate = nach kroatischer Art“ zurückführen (österreichisch mundartlich Kråwåt = Kroate). Der Legende nach ließ Ludwig XIV. eine Truppenparade in Versailles aufmarschieren, bei der die Soldaten eines kroatischen ­Regiments Schleifen am Kragen trugen, deren Enden über die Brust hingen. Ludwig war hingerissen, übernahm diesen exotischen Look und stellte sodann einen Cravatier ein, der sich um die Pflege der ro­yalen Krawatten zu kümmern hatte.

Die Krawatte, auch als Kulturstrick bekannt, verliert allmählich an Bedeutung und ist nur mehr selten ein Muss. Schade? Oder doch nicht? Foto: (c) Getty Images

Woraus und wie werden Krawatten gefertigt?
Vornehmlich werden Krawatten aus Seide gefertigt, zudem aus Polyester, Schurwolle, Baumwolle oder Leder. Seit den 1920er-Jahren schneidet man den Stoff diagonal zu (eine Erfindung des New Yorker Schneiders Jesse Langsdorf), ­dadurch gleitet die Krawatte beim Binden und Lösen des Knotens ­besser. Zur selben Zeit begann man auch, das Futter und die ­Ein­lage der Krawatte zu fixieren. Bei Krawatten im amerikanischen Schnitt verläuft das Muster diagonal von links oben nach rechts unten, im europäischen Schnitt läuft das Muster entsprechend diagonal in die Gegenrichtung.

Wie pflegt man eine Krawatte?
Krawatten sollten entweder auf einem Bügel hängend oder aufgerollt in einer Schublade aufbewahrt werden, Strickkrawatten allerdings flach liegend. Raue oder scharfe Gegenstände wie Autogurte oder Schreibtischkanten können Fäden ziehen und das Material ruinieren, hier ist Vorsicht geboten. Bei Reisen ­verpackt man die Krawatte in einer Schutzhülle, diese bekommt man meist beim Kauf der Krawatte dazu. Flecken sollten vermieden werden, denn selbst nach einer schonenden chemischen Reinigung sieht die Krawatte nie wieder wie zuvor aus. Zerknitterte Krawatten hängt man in die Nähe der Dusche und dreht das heiße Wasser auf – durch den Dampf glätten sie sich.

Krawatten-Knigge im 50s Stil. Foto: (c) Getty Images

Welche Muster, welche Knoten, wie lange?
Muster, Farbkombinationen und Streifen sind modeabhängig. In England werden Streifen ­bestimmten Regimentern, Schulen oder Clubs zugeordnet, so entstand auch die klassische Clubstreif-Krawatte. Grundsätzlich kommt man mit einfärbigen Krawatten in Dunkelblau, Hell­blau, Rot und Schwarz gut durch, Letztere eignen sich klarerweise für Begräbnisse. Schurwoll­krawatten und Strickkrawatten harmonieren ausgezeichnet mit Tweedsakkos. Auch sehr wichtig: der Krawattenknoten. Die vier bekanntesten der über 180 Krawattenknoten sind der „Four-in-Hand“, der „einfache Windsor“, der „doppelte Windsor“ und der„Pratt Shelby“.

Wie breit soll eine Krawatte sein?
Auch das ist von der jeweiligen Mode abhängig. Momentan sind noch sehr schmale Krawatten (5 cm an der breitesten Stelle) en vogue, jedoch entwickelt sich der Trend wieder hin zur etwas breiteren Krawatte (7 cm). Die klassische Krawattenbreite beträgt 9 cm. Große, etwas stärkere Männer sollten sich für diese Variante entscheiden, da die ganz schmale Krawatte sonst verloren wirkt. Der Schlips sollte so gebunden werden, dass seine Spitze den Gürtel berührt.