AKUT
Marko Arnautovic: Quo vadis, Arnie?
Bleibt er oder geht er? Nun, die Frage bei Westham ist mittler Weile: Wollen wir überhaupt, dass Arnautovic bleibt?
Premier League Update. Vom Kulthero zum seltsamen Eigenbrötler, so eine Transformation geht mitunter rasant. Anlässlich der gestrigen Westham-Niederlage in Bournemouth (2-0) saß der Österreicher nicht einmal auf der Ersatzbank. Erklärung von Manager Manuel Pellegrini: „Marko hat seinen Kopf woanders.“ Und sowas kann er nicht brauchen. Ja, „Arnie“ hatte sich für sein explizites Fernweh entschuldigt, aber der Schaden ist manifest: Es herrscht Unruhe im Team, das vergangene Woche einen historischen Sieg gegen Arsenal gefeiert hatte, sich gestern aber verblüffend lustlos an die Wand spielen ließ. Tenor der „Experten“ auf den Kommentator-Sesseln bei Sky und BBC: Die Transfer-Forderung des Managers von Arnautovic (sein Bruder Danijel) war „patschert“ formuliert. Warum nicht simpel darlegen, dass es um Geld geht, der 29-jährige noch einmal ordentlich abcashen will, ehe die Karriere vorbei ist? Warum so tun, als ginge es um Trophäen, die er in China gewinnen will? Wer soll sich da nicht gefrotzelt fühlen? Unterm Strich bleibt: Wer braucht einen Fußballer, für den Team-Loyalität nicht sonderlich zählt?
Und so begann die Saga, die nun, eine Woche später, die potenzielle Westham-Legende in eine Unperson verwandelte:
Ein letztes Spiel, immerhin Lokalderby gegen Arsenal, das sogar mit einem raren Westham-Sieg (1-0) endete, ihn aber kalt ließ. Eine letzte auffallende Aktion, das wäre also das Foul an Arsenal-Spieler Matteo Guendouzi, an sich vergessenswert, nur bemühte dann Westhams glamouröser Fan Mia Khalifa ihr Twitter-Konto mit einer Guendouzi-Verhöhnung („Weichei! Du hast in diesem Spiel öfter den Boden geküsst als damals 2014 meine Muschi.“), die mehrere tausend Retweets provozierte, Fan kommt nun mal von „fanatic“. Schließlich der Abschiedsgruß an die Fans beim vorzeitigen (71. Min., siehe Foto) Austausch, erhobene Hände trotz hängender Schultern. War es das?
Tja, es sind wieder mal die Transferwochen im Fußball, in der geldtrunkenen Premier League regt sich der Futterneid. Das gilt insbesondere für Agenten. Alex Manningers Agent Faisal Kashmiri erklärte das mal so: „Wenn der Vertrag mal unterzeichnet ist, gibt es nichts mehr zu holen. Wir schneiden nur in der Transferzeit mit.“ Dumm. Aber noch dümmer ist, dass das, was dir noch vor einem Jahr als recht anständig erschien, heute vergleichsweise wie „peanuts“ erscheint. Meint jedenfalls „Arnies“ Bruder Danijel, der außerdem dessen Manager ist. Soll heißen: Marko übersiedelte 2013 für zweieinhalb Millionen Euro zu Stoke. Das war cool. Nur: Vier Jahre später wechselte er für das Zehnfache zu Westham, das war vergleichsweise affengeil, aber heute auch wieder nicht so, denn: Ein sogenannter „chinesischer Spitzenklub“ (vermutlich Shanghai SIPG) bot nun mehr als das Doppelte (derzeitiges Angebot: EUR 40 Mio.). Für Österreichs Paradekicker sogar kolportierte 50 000 Euro täglich, siebenmal die Woche. Da kann man schon stutzig werden, wie hat er denn von den aktuellen 105 000 Euros pro Woche überhaupt leben können?
Selbstverständlich geht es hier keineswegs um Gier, das ist ein Tabuwort, und außerdem sei es ja so, dass Arnie nach Trophäen hungert, schrieb Bruder Danijel in den Transferwunsch. Und ja, man kann das schon verstehen, man kann fantasieren, wie Marko mal seinen Lieben die Pokale zeigt, „da war ich Kaiser von China“ und so weiter, plus die ulkig benamten Trikots („Malko Alnautovic“).
Anyway, das englische Weekend stand voll und ganz im Zeichen von Arnie, Sky Sport meldete sich rund um die Uhr zum Stand der Dinge (derzeit: er geht), im ”Match of the Day“ bei BBC meinte der Kommentator und Ex-Tottenham-Spieler Jermaine Jenas sogar, dass der Österreicher besser abhauen soll, weil Marko „einer jener Spieler (ist), die Disharmonie unter den Spielern“ erzeugen.
Natürlich ist möglich, dass unser Paradekicker trotz Vertrag, der noch drei Jahre läuft, eigentlich nur eine Gehaltserhöhung wollte. Und dem Vernehmen nach wurde ihm für Sommer eine Gehaltsverdoppelung in Aussicht gestellt. Womit es zur Frage, ob Arnautovic den Fußballsport überhaupt liebt, noch nicht gekommen ist. Vom Mutterland des Fußballs, wo der Sport Kultur ist, nur wegen ein paar Dollar mehr ins Niemandsland abzuhauen, ist ja nicht unschräg. Und welcher Mann mit allen Tassen im Schrank will einen Traditionsklub verlassen, der sich mit Fans wie Mia Khalifa brüstet? Somit zu den Westham-Fans und ihrem berühmten Klublied ”I´m forever blowing bubbles“ …
Fotos: Getty Images/Instagram Khalifa