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Glen, der ehrliche Fleischer

Jakob Stantejsky

Glen Davies ist ein Wahrzeichen von Winchester, Englands reichster Stadt. Supermärkte und Veganertrend machen dem Fleischhauer zu schaffen, aber Ralph Hasenhüttl macht ihn happy. Unser Insel-Korrespondent berichtet.

Text: Manfred Sax

„Oh me of poor faith“, grüßt er. Es ist Freitag, da parkt sein mobiler Laden am Marktplatz von Winchester, der Schriftzug „Glen Davies, the honest butcher“ weithin sichtbar. Dort musst du sein, wenn dein „Sunday Roast“ perfekt sein soll. Glen ist der letzte lokale Fleischer. Er ist auch der beste Informant, der Puls der Community. Am Markt kommen die Leute zusammen, und Glen weiß, was wichtig ist. Derzeit sind das die „Saints“. Southampton FC, ein Klub der Premier League. Sein Klub. Dem (zum Zeitpunkt des Gesprächs) der Abstieg droht, daher sein „poor faith“, sein zaghaftes Herz. Das stempelt mich zu seinem Doktor, seit Ralph Hasenhüttl die Saints trainiert. „Keine Sorge“, sag ich dann, „Ralph weiß, was er macht. Die Saints sind safe.“ Das funktioniert gerade großartig, die Saints können wieder siegen, und ich hab ein Sirloin-Steak vom Feinsten, zum Sonderpreis. Good old Glen. Wir kennen einander seit ewig. Unsere Beziehung begann spröde, es war anno Mad Cow Disease und Glen bot mir Rindfleisch an, und ich sagte: „You are joking.“

Darauf er unwirsch: „Suit yourself, Sir!“ Aber wir wuchsen zusammen. Heute mehr denn je. Der Hasenhüttl-Effekt, wie gesagt. Außerdem gibt es diesen schrägen Trend, den er eindeutig spürt: „Die Veganer“, sagt er, „werden immer mehr. Ist ja okay. Mich nerven nur die Heuchler, die groß auf Vegetarier machen und dann Fisch essen.“ Aber Glen, der ehrliche Fleischer, ist happy. Ist er immer. Und wenn Hasenhüttl die Saints rettet, wird er superhappy sein.

PS.: Hasenhüttl hat sie gerettet, die Saints!