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„Diese winzige Erbse, so blau und bezaubernd!“

Ein Riesenschritt für die Menschheit und so weiter: Am 20. Juli wird das 50-jährige Jubiläum der Mondlandung gefeiert. Die Welt war begeistert, die Astronauten selbst gaben sich irdisch hingerissen: Der Anblick der Erde, sagten sie, groß wie eine Erbse und blau wie das Leben, sei ein Bild für Götter.

Text: Manfred Sax / Foto: Getty Images

Kolportiert wird meist nur der erste Satz, und der Mann dazu, der 2012 im Alter von 82 Jahren verblichene Astro­naut Neil Armstrong, hoffte lebenslang, dass dieser Satz verstanden wird, wie er gemeint war, und nicht, wie er aus seinem Mund geriet: „That’s one small step for man, one giant leap for mankind.“ Genau genommen also: ein kleiner Schritt für die Menschheit, ein riesiger Sprung für die Menschheit. Die Größe des Moments hatte ihn das „a“ vor „man“ vergessen lassen, den individuellen „Mann“ bzw. „Mensch“ verbal vermenschheitlicht. Ein Missgeschick, wenn auch verständlich. In 384.000 + Kilometer Entfernung vom Heimatplaneten Erde war Armstrongs Selbstbild nicht mehr das eines 1930 in Wapakoneta, Ohio, geborenen Amerikaners, er war Speerspitze Menschheit. Er sah keine Details, er sah was bewegend Schönes.

Nach dem missglückten ersten Satz sah er klar: „Plötzlich fuhr es mir ein, dass diese winzige Erbse, so bezaubernd und blau, die Erde war. Ich hob meinen Daumen und schloss ein Auge, und mein Daumen löschte die Erde aus. Ich kam mir nicht wie ein Riese vor, sondern sehr, sehr winzig.“ So geschehen am 20. Juli 1969 im Mondmeer Mare Tranquillitatis. Das „Eagle“ genannte Lunar-Modul der Apollo 11 war um 20:17:40 UTC (= Greenwich-Zeit) gelandet, Neil Armstrong machte sechs Stunden später den ersten Schritt, sein Kollege Buzz Aldrin folgte ihm nach. Der Mond selbst war ihnen eine „großartige Trostlosigkeit“ (Aldrin). Die Unvergesslichkeit kam mit dem Aufgang der Erde über den Horizont des Mondes, den Armstrong mit einer 70 mm Hasselblad-Kamera ikonisch verewigte.

Schön, unsere Erde.

Armstrong, die Dokumentation, erzählt von Harrison Ford, Weltpremiere 12.7.2019;