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Not only in your Dreams

Mit einem radikal neuen Konzept, das bei Entwickler Media Molecule jahrelang reifen durfte, mischt Sony den Begriff Konsolenspiel komplett auf. „Dreams“ ist eine Entwicklersuite, Grafikprogramm, Tonstudio, Gameplattform und noch so vieles mehr, dass am Ende nur noch die Fan­tasie die Regeln macht.

Text: Markus Höller

„Minecraft“ auf Steroiden? Die ultimative Engine für eh alles? Der Baukasten aller Baukästen? Es ist ziemlich schwierig in Worte zu fassen, was „Dreams“ für die PlayStation 4 eigentlich ist. Ich versuche es mal, indem ich rund 35 Jahre zurückspringe – in eine Zeit, als der Commodore 64 das Maß aller Dinge war. Echte Nerds programmierten in Assembler, wer zu faul war, um Maschinencode zu lernen, konnte aber trotzdem mit einfach zu bedienenden Baukästen eigene kleine Spiele erschaffen. „Adventure Contruction Set“ und „Racing Destruction Set“ hießen die Applikationen aus dem Hause EA, mit denen man per Editor seine eigenen Adventures oder eben Rennspiele zusammenstellen konnte. Zu Recht ein Riesenerfolg damals! Und jetzt stelle man sich das ganze mit der Rechen- und Grafikpower einer PS4 oder PS4 Pro vor, plus dahinter ein hochkreatives Entwicklerstudio ­(Little Big Planet, Tearaway).

Heraus kommt eine Suite an Tools, mit der sich von fast fotorealistischen Grafiken über anspruchsvolle Musiktracks bis hin zum komplexen Computerspiel alles erschaffen lässt. Und zwar kreuz und quer. Als Multiplikator der schier unendlichen Möglichkeiten der Kreativität bekommt man schon mal eine riesige Anzahl an bereits vorgefertigten Elementen direkt aus dem Entwicklerfundus beigestellt; darüber hinaus lässt sich auch online alles an Arbeiten anzapfen, was andere User verfügbar gemacht haben.

„Dreams“ ist dabei gleichermaßen für Profis und Amateure interessant, da die intuitive Bedienoberfläche einfache erste ­Erfolge ohne lange Einarbeitung möglich macht, für richtige Streber und Ehrgeizler lässt sich das System aber extrem ausreizen. Alleine die zig Möglichkeiten der Tonmanipulation im Sequencer lässt so manchen „echten“ Synth alt aussehen. Und da handelt es sich nur um einen Bruchteil der zur Verfügung stehenden Tools.

Am besten einfach ausprobieren, selbst als erfahrener Zocker und Games-Redakteur ringt man um Worte, wenn man so etwas erklären muss, sorry. Jedenfalls habe ich mich lange nicht mehr so inspiriert gefühlt, wieder mal selbst ein kleines Spiel zu basteln – wie damals, am guten alten Commodore 64. Übrigens: Creative Director Mark Healey begann seine Karriere auch auf der legendären Brotdose. So schließt sich der Kreis …


Dreams
Entwickler: Media Molecule
Publisher: Sony
Erschienen für: PS4
Spieler: Single/Multiplayer