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Zuckersüßer Eskapismus

Animal Crossing ist eine der erfolgreichsten Spielserien aus dem Haus Nintendo. Speziell für die DS-Plattformen gelten die Ableger Wild World und New Leaf zu den absoluten Essentials. Jetzt ist mit Animal Crossing: New Horizons endlich die lange ersehnte Version für die Switch erschienen.

Text: Markus Höller

Und angesichts der globalen Corona-Krise keinen Tag zu früh. Denn mit dem neuesten Teil der drolligen Serie rund um die tierischen Protagonisten, die in ihrer kleinen Welt ihren Alltag bewältigen, schaffen sich die Besitzer eine Nintendo Switch oder Switch Lite den dringend benötigten Eskapismus, der beim vorgeschriebenen und nötigen Stubenhocken im Home Office oder Garten wirklich hilft. Nicht nur, dass Games aus der Serie immer schon ganz formidable Stundenfresser waren, sie versetzten einen auch immer in eine weitestgehend sorgenfreie Parallelwelt, in der ökonomische Unvermeidbarkeiten durchaus real widergespiegelt werden (z.B. in Form von Tom Nook, dem Monopol-Waschbären und Wucherer). Auf der anderen Seite war man von weltlichen Nöten weitgehend entkoppelt; ein bisschen Bäume schütteln hier, ein wenig Muscheln sammeln da, fertig.

Museums-Eule Eugen versorgt einen mit allerlei Bildungsbürger-Smalltalk

Und genau da macht Animal Crossing: New Horizons weiter, nur eben grafisch deutlich aufgebohrt und mit zahlreichen Gameplay-Ergänzungen. Das voll individualisierbare Nookphone unterstützt, wie aus anderen Games bekannt, bei diversen Zusatzfunktionen wie Fotos machen, Meilen sammeln (für Einkäufe und Trophäen). Und noch vielem mehr, worauf ich hier noch gar nicht im Detail eingehen will. Was aber wirklich sensationell ist, ist die Art und Weise, wie die Motivationsschleife im Spiel immer weiter gespannt wird. Durch die Synchronisierung der Zeit im Spiel mit der Echtzeit kommen jeden Tag neue Dinge dazu, die entdeckt werden können. Wer also tagsüber fleißig ist, bis es im Spiel und auch draußen dämmert, kann sich dann im Spiel (und in echt) aufs Ohr hauen und am nächsten Tag frisch ans Werk gehen, um beispielsweise das neu eröffnete Museum zu entdecken. Oder die ganze Nacht durchdaddeln, um dann im Spiel wie daheim dem gepflegten Vormittagsmützi zu frönen.

Köstlich: Kulinarischer Kalmar-Kalauer

Wie auch immer man den Tag rumbringt: Mit fortschreitendem Spielverlauf erlernt man immer neue Fertigkeiten, erhält neues Werkzeug und kann schließlich nach dem Hausbau sogar mit umfangreichem Terraforming die ganze Insel, auf der man lebt, nach eigenem Gusto umgestalten. Und da auch in Zeiten von Quarantäne und Ausgangsbeschränkungen immer noch der alte Spruch „no man is an island“ gilt, kann man auch die Inseln von Freunden besuchen, rund um die Welt und ohne persönlichen Kontakt – vorausgesetzt beide verfügen über eine (kostenpflichtige) Nintendo Switch Online Mitgliedschaft. Auch ohne diese sind übrigens Besuche möglich, dazu muss man sich aber im selben Netzwerk befinden. Zumindest von Wohnung zu Wohnung auch eine Möglichkeit. Hauptsache Abstand!

Hier regiert der Bummelwitz. Jeder Fang wird launig kommentiert.

Animal Crossing: New Horizons ist eine ausgesprochen gelungene Fortsetzung der legendären Serie, die sowohl auf der kleinen Switch Lite als auch, ganz neu mit der regulären Switch, am Big Screen in 1080p via Docking Station große Freude macht. Auch wenn es jetzt noch mindestens drei Wochen auszuharren gilt, bis man sich wieder „echter“ soziale Interaktion hingeben kann, ist das Game ein idealer Begleiter, um dunkle Stunden verschwinden zu lassen und sich von tristen Nachrichten abzulenken. In diesem Sinne: stay safe, stay at home, play animal crossing!