STIL

Investment, das Freude macht

Geld auf der Bank wird weniger wert oder ist gleich ganz weg, wenn man nicht aufpasst. Warum es also nicht in feine Dinge investieren, die noch dazu ihren Wert halten? Kauft euch schöne Uhren, Leute!

Text: Franz J. Sauer / Fotos: Franz J. Sauer/Hersteller

In letzter Zeit werde ich oft und gerne von Händlern, die mit gebrauchten Uhren handeln, kontaktiert. Man fragt dann immer vorsichtig, wie es mir geht, was ich so treibe, ob der Hund eh wohlauf ist und der Kaffee am Morgen auch geschmeckt hätte. Dann mäandert sich die gespielte Freundlichkeit langsam zum Thema, um das es eigentlich geht: meinen Job als Orakel, was die Entwicklung von Uhrenpreisen im Allgemeinen und die Wertentwicklung von Modellen der Marke Rolex im Speziellen betrifft.
Der Grund hierfür: Jahrelang hatte ich eine „Explorer II“ mit schwarzem Ziffernblatt mein Eigen genannt, es war eines der letzten Geschenke meiner Mutter gewesen, eines jener Stücke also, die man sich selbst und auch allen anderen immer wortreich als „für immer mein“ versichert – bis dann mal eine gröbere Investition ins Haus steht. Diesfalls ging es um die Restauration des Flügels, auch ein Geschenk der Frau Mutter und somit zumindest gleichwertig. Als ich die „Explorer“ nun also zum Verkauf anbot, war die Begeis­terung der Händler verhalten. Schließlich war das nämliche ­Modell Jahre lang das preisliche Schlusslicht unter den Rolex-­Sportweckern gewesen, meine Preisvorstellung war zwar gerecht, aber nicht sehr gewinnträchtig, margenmäßig. Schließlich erbarmte man sich meiner, bezahlte mir murrend annähernd den verlangten Preis, und das auch nur, weil ich eine andere, günstigere Uhr einkaufte.

Zwei Wochen später schoss der Preis für die „Explorer“ nach jahrelangem Stillstand plötzlich in die Höhe, keiner weiß, warum. Aber ich bin seither Orakel …

Peierl Schmuck & Uhren KG, Schwechat
Helmut Pauli
Grundsätzlich kann man bei Rolex-­Sportmodellen wie „Submariner“, „Sea-Dweller“ oder auch bei der klassischen „Datejust“ (hier im Bild: eine klassische „Datejust 36 Ref. 1603“, Bj. 1968) nicht viel falsch machen. Diese Uhren halten beziehungsweise steigern ihren Wert sogar, wenn man sie regelmäßig trägt. Aber nicht nur Uhren von Rolex sind wertstabil, auch gewisse Modelle von IWC, Breitling, Panerai oder Omega halten ihren Preis – da muss man aber wissen, welche.
www.peierl.com

Generell ist die Preisentwicklung von Rolex-Modellen, besonders der sportlichen, aber auch anderer Klassiker wie der „Datejust“, ein Mysterium unter interessierten Beobachtern der Szene. Fix bleibt bloß: Weniger wert werden die Teile niemals. Im ­Gegenteil sind Rolex-Kunden derzeit sogar bereit, Aufpreise zu bezahlen für Modelle, die sofort verfügbar sind – beim normalen Konzessionär mit Rolex-Krone über dem Portal wird das Angebot künstlich knapp gehalten. Woran genau sich der Zeitpunkt für Preisschwankungen wie etwa jener „meiner“ „Explorer II“ orientiert, weiß niemand, als Faustregel gilt einzig: Wenn Rolex die Listenpreise erhöht, steigen auch jene der Gebrauchten in ähnlichem Verhältnis.
Aber nicht nur Rolex-Uhren haben Überraschungen (für Besitzer positive, für sehnsüchtige Käufer zumeist traurige) ihren Wert betreffend auf Lager; auch andere Marken meist Schweizer Provenienz können mit Wertsteigerungen aufwarten, die beim Kauf kaum absehbar waren. Die IWC-Fliegerchronographen etwa, vor allem jene mit Metallband, und am allermeisten der wunderbare Doppelchrono, rufen vom Betrag her heute in etwa die ­gleichen Summen auf wie, sagen wir, 1999. Bloß hatten wir damals noch den Schilling, und heute bezahlen wir in Euro …

Chronothek, Wien 1
Dr. Thomas Grill
Man kann recht schnell ­zwischen Uhrenfans und Schnäppchenjägern unterscheiden. Letztere wollen zumeist Modelle, bei denen wir ihnen Wertsteigerungen „garantieren“, was wir natürlich niemals tun. Echte Uhrenfans fragen nicht zwingend gleich nach einer Handaufzugs-Daytona, sondern finden auch Gefallen an Uhren der Mittelklasse, die, entsprechende Wartung vorausgesetzt, ebenfalls wertstabil bleiben. Ein Klassiker ist hier die Rolex „Submariner“ (im Bild eine „Ref. 1680“, Bj. 1979).
www.chronothek.at

Den wohl höchsten Ausschlag von Flop zu top leisteten sich die Rolex-„Daytona“-Chronographen. Deren Modelle mit Handaufzugswerk galten einst als unbeliebte Ladenhüter – heute sind sie heißbegehrte Sammlerstücke, um die herum ­eigene Tresore gezimmert werden. Hier sind Wertsteigerungen um das 100(!)-Fache keine Seltenheit.
Ähnliche Aufpreise gehören ungeschaut zum guten Ton, will man jetzt und sofort ein Sportmodell von Patek Philippe ergattern, speziell wenn es sich um eines aus der „Nautilus“-Serie handelt. Selbst bei Modellen mit einem Listenpreis in sechsstelliger Höhe haben Konzessionäre mehrseitige Wunschlisten von Interessenten zur Hand. Logisch, dass es unter Aftermarket-Händlern als Lottosechser gilt, wenn man einmal so ein Gerät in die Hand bekommt.

Wempe, Wien 1
Philipp Pelz
Auf der Suche nach einem Uhren­modell, das seinen Wert hält, fällt mir schnell die Marke Patek Philippe ein, wo man die extrem selten erhältlichen Sportmodelle sogar mit guten Aktien vergleichen kann. Aber auch die „normalen“ Modelle (Im Bild eine „Referenz 5905“ in 18K-Roségold, ausgestattet mit einem Chronographen und Jahreskalender in Fensteranzeige) werden ihren Wert gut halten, und man wird auf keinen Fall Geld verlieren, wenn man sich in ein paar Jahren wieder von der Uhr trennen will – warum auch immer.
www.wempe.com

Generell ist nun hier aber schon viel zu viel von Wertsteigerung und Zugewinn die Rede gewesen. Grundsätzlich geht es beim Erwerb einer wertstabilen Uhr hauptsächlich um die Freude daran, ein solches Schmuckstück zu besitzen. Was gibt es Schöneres, als eine finanzielle Anlageform stilecht am Handgelenk zu tragen, auf dass sie einem auch noch ansagt, wie spät es ist? Kein Sparkonto, Wertpapier oder Aktienportfolio dieser Welt kann der Sexyness eines schönen Zeitmessers das Wasser reichen, und hat man auch noch so wenig zu ­verschenken.


Da kann nix sein …
Vier schöne wie wertvolle Klassiker mit Manufakturwerken, die ziemlich sicher nie weniger wert werden. Eher sogar ziemlich viel mehr im Laufe der Zeit. Auf jeden Falls sind und ­bleiben sie famose Zeitmesser, Investment her, Wertverlust hin.

Text: Franz J. Sauer

TAG HEUER MONACO
Der Klassiker im Quadrat-Look ist seit den späten Sechzigerjahren en vogue und kocht seinen Klassiker-Status immer wieder durch saisonalen Kultstatus auf. Mit ein Grund, warum man die „Monaco“ noch immer neu kaufen kann. Höchstpreise erzielen freilich alte Modelle oder Sondereditionen in gutem Zustand.

www.tagheuer.com


ROLEX COSMOGRAPH DAYTONA
Der Chronograph unter den Rolex-­Sportmodellen gab lange Jahre den Ladenhüter, den keiner wollte – und schosss dann plötzlich preislich durch die Decke. Wer noch ein altes Handaufzugs-Modell im Ladl hat, macht den
Jackpot.

www.rolex.com

PATEK PHILIPPE NAUTILUS
Wer beim Uhrenshop des Vertrauens einmarschiert und nach einer „Nautilus“ verlangt, wird zuerst Gelächter und dann ein „Hätten wir auch gerne!“ zu hören bekommen. Tatsächlich sind die Gebrauchtpreise weit über den Listenpreisen angesiedelt, wer das nötige Kleingeld hat, muss trotzdem suchen.

www.patek.com

IWC PORTUGIESER
Seit den 1930er-­Jahren wird dieser Inbegriff der klassischen, schönen Uhr in Schaffhausen vom Design her weitgehend unverändert gebaut und erfreut sich stets und immer nachhaltiger Bewunderung. Hier im Bild: Die „Laureus Special Edition 2020“.

www.iwc.com