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Money Boy – I bims, euer Boy

Sebastian Meisinger, besser bekannt als Money Boy, prägte die heimische Jugendsprache der letzten Dekade wie kaum ein anderer. Im Zuge des zehnjährigen Jubi­läums von „Dreh den Swag auf“ ehren wir ihn als Wiener des Monats. Wobei die ­Notification Gang berechtigt anmerken würde: Der Boi ehrt uns.

Text: Maximilian Barcelli / Foto: Youtube

Zehn Jahre Money Boy – wo soll man da anfangen? Beim legendären Interview mit dem Jugendsender „Joiz“ vielleicht, in dem er den Zusehern empfiehlt, sich doch mal MDMA, Heroin und/oder Kokain zu gönnen? Bei den pietätlosen Tweets nach dem Absturz der Germanwings-Maschine im Jahr 2015 („die regierung hat nach dem flugzeug absturz 1 krisenstab einberufen – ich bin bereits auf dem weg nach berlin denn mein dick ist 1 Riesen-Stab“)? Bei dem Kollektiv Glo Up Dinero Gang mit seinen Homies Hustensaft Jüngling und Medikamenten Manfred? Oder doch bei einem seiner Konzerte, wo ihm sein Gucci-Bandana gefladert ­wurde und er es verzweifelt zurückfordert?

Die Laufbahn des Money Boy auf eine Seite zu komprimieren (Erklärung: Dieser Artikel ist ursprünglich in 1 Printmedium erschienen), ist unmöglich. Ein kleiner Crash-Kurs für Uneingeweihte geht sich aber aus: Die Karriere von Meisinger ist von Diskrepanz geprägt. Einerseits ist sein Einfluss auf die Jugendkultur und insbesondere die -sprache kolossal. „I bims“, „I han“, „Was ist das für 1 Life?“, „Larry“, „lit“ – alles Phrasen und Floskeln, die der Boy, wenn schon nicht erfunden, dann jedenfalls bekannt gemacht hat. Auch die musikalischen Einflüsse dürfen nicht unterschätzt werden – „Real Rap“! Money Boy war einer der ersten deutschsprachigen Künstler, die massiv Autotune verwendeten. Oder missbrauchten, je nach subjektivem Geschmack.

Anderseits hat es Money Boy trotzdem nie wirklich in den Mainstream geschafft (obwohl Rap mittlerweile überaus massentauglich geworden ist). Er stand kurz davor, trat bei „Willkommen Österreich“, „Wir sind Kaiser“, „MTV Home“ und „Circus HalliGalli“ auf. Aber nach Interviews, in denen er Drogen empfahl (und nahm), den Tweets zum Flugzeugabsturz und schließlich einem Auftritt im WUK, wo er die Fans mit einem Mikro bewarf, war die Mainstream-Sache halt gelaufen. Zu viel der „Fuck it“-Attitüde. Er löschte seine Social-Media-­Accounts, wurde vom Nova Rock ausgeladen, nannte sich in YSL Know Plug um. Mittlerweile heißt Money Boy aber wieder Money Boy, in der „Traphouse Kitchen“ auf YouTube kocht er amerikanisches Essen und Musik bringt er auch wieder raus – wenngleich die stilistisch kaum noch was mit seiner früheren zu tun hat. Sie ist sehr viel ernst zu nehmender geworden. Geblieben sind Luxusmarken, Bitches, Drogen und die starke Inspiration (soll heißen: Kopien) vom Südstaaten-Rap.

Wer also ist Money Boy? Ist er wirklich der, der vor den Kameras zu sehen ist? Oder doch „nur“ ein Entertainer, der seit zehn Jahren „nur“ eine Kunstfigur perfekt darstellt? Vielleicht ist er mit dieser einfach auch längst verschmolzen. Sein Wortschatz muss jedenfalls über „Swag“ und „Burr“ hinausgehen. Der Mann hat immerhin etwas, das Sebastian Kurz nicht hat: einen Universitätsabschluss.

Nachfolgend zehn Lines vom Boy, um ihn noch 1 bisserl mehr kennen zu lernen – wenn mal will:

Ich komm’ in den Raum,
jetzt bin ich im Raum drin. – Ching, Chang, Chung

Ich bin der Dude, der das Heroin sich gerne spritzt,
während du wiedermal in Moe’s Taverne sitzt. – Ich niemals sleep

Und darum schieß’ ich mit der Smith and Wesson.
Und er hat Kugeln im Bauch, so als gab es bei ihm Knödel grad zum Mittagessen. – Hustler’s Ambition Freestyle

Ich schlemm’ den Anus und er tastet so wie Crème Brûlée.
Skkrt, Skkrt, pulle ab in einem BMW. – Butterfly Effect

Eine Bitch muss für mich bügeln und so,
oder ich verprügel’ die Hoe. – Monte Carlo

Ständig in der Luft, CO2, Homie, Stickstoff.
Ich bin fame und das nur wegen Hip-Hop. – Airplanes

Ich ess’ ein Müsli mit Milch zum Frühstück.
Yeah, ich bin so healthy. – Müsli

Ich bin ein Bad Boy.
Plus ich habe Swag, das macht mich zum Swag-Boy.
Ich bin am swaggen, Boy.
Ich bin ein Swagger-Boy.
Ich hab’ Geld, ich hab’ Guns, ich hab’ Swagger, Boy. – Ich trinke Frostschutz

Mein Outfit ist bunt wie ne’ Jelly Bean.
Deswegen tun Hater jetzt jelly been. – Drip Juice

Ich hab’ kein Corona, ich hab’ Heineken.
Und ich hab’ Feinde im Netz, so wie Spider-Man. – Stoppschild

Und weil bald Weihnachten ist, hier noch ein kleiner Bonus:

Ja es stimmt, Mann, ich habe dicke Eier und,
einen großen Sack, so wie dieser Weihnachtsmann.
Ich bin cool, als wär’ der Nordpol mein Heimatland.
Bald ist wieder Weihnachten, verdammt!
Ich kann’s kaum erwarten, ich bin so auf Weihnachten gespannt. – Yolohafte Swagnachten