AKUT
Drogendealer macht Treffen mit Polizei statt Kunden aus
Im Fernsehen scheinen Undercovercops immer hart am Limit zu leben, jederzeit kurz davor, dass ihre Tarnung auffliegt. Dann gibt es Schießereien und Schwerverletzte und schlussendlich liefern sie den Drogenboss doch in Handschellen ab. Die Realität ist wieder mal viel simpler – aber auch irgendwie geil.
Text: Jakob Stantejsky / Foto Header: Getty Images
Denn der Amstettner Polizei – die wohl eher weniger eine florierende Undercoverabteilung betreibt – ging letzte Woche ein mutmaßlicher Dogendealer ins Netz. Und das ganz ohne Explosionen. Der gute Mann aus Melk rief nämlich kurzerhand bei den Polizisten an und lud sie zu einem netten Rendezvous samt feierlicher Drogenübergabe ein. Offenbar hatte sich der Kollege verwählt und wollte wahrscheinlich eher einen Bekannten erreichen als einen Beamten (willkommen in der WIENER-Reimestube). „Da er sich verwählt haben und in der Annahme gewesen sein dürfte, dass er einen Freund angerufen habe, teilte er dem Beamten mit, dass er Suchtgift in Wien kaufen würde und bot es in weiterer Folge an. Dem Beamten wurde ein Übergabeort im Bezirk Melk genannt und er wurde ebenfalls gebeten eine Waage mitzunehmen“, gab die Landespolizeidirektion Niederösterreich zu Protokoll.
Doch vor Ort am Treffpunkt kam es noch schöner. Denn der 30-jährige kam nicht nur mit 15 Gramm Heroin in der Tasche daher, sondern lieferte insgesamt auch noch drei weitere Personen an die Polizei, die mutmaßlicherweise ebenfalls kaufen sollten. In geselliger Runde dealt es sich halt einfach netter und gerade im Lockdown sehnt man sich doch so nach seinen Bros. Blöd, dass alle beteiligten Personen (außer dem Undercovercop natürlich) mittlerweile angezeigt sind und sich für ihr kleines Business-Meeting vor Gericht verantworten werden müssen.
So sehr wir der Amstettner Polizei zu ihrem auf dem Silbertablett servierten Fang natürlich gratulieren, wollen wir auch an die Opfer in dieser Geschichte denken. Denn auch wenn der vermeintliche Dealer diese Geschichte noch seinen Enkerln erzählen kann (falls er das möchte), für seinen zukünftigen Kundenverkehr dürfte es kaum förderlich sein, wenn sich auf der Straße herumspricht, dass er die Polizei zu seinen Deals einlädt. Das nächste Mal vielleicht doch lieber zwei Mal checken, ob man auch die richtige Nummer eingetippt hat …