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Poly… was?

Polyurethan (PU) ist eine Chemiefaser, die auf petrochemischer Basis hergestellt wird. Diese Synthetisierung wurde erstmals in den Labors eines Herrn Otto Bayer, zufällig in Leverkusen ansässig, im Jahre 1937 durchgeführt. Das Ergebnis nannte man Perlon.

Text: Alex Pisecker / Foto: Getty Images

Polyurethan wird durch Beigabe von Wasser aufgeschäumt, und bei gleichzeitiger Freisetzung von Kohlendioxid entstehen härtere oder weichere Kunststoffschäume – das hängt von der Wassermenge ab. Das Fetzigste am Polyurethan ist seine Dehnbarkeit. Wenn man dann noch ein bissel Polyethylenglykol dazugibt, ist auch schon die wirklich wunderbare Faser Elasthan entstanden.

PU wird zur Herstellung von ­Lederimitaten, im Volksmund sehr schön als Kunstleder bezeichnet, benötigt. Mikroschaum wird auf einen textilen Untergrund aufgetragen, danach wird eine Struktur eingedrückt – so entsteht die Leder­optik. Das gute Polyurethan ist wahnsinnig vielseitig und kann ­natürlich auch zur Gebäudedämmung und zur Herstellung von Möbeln und Matratzen verwendet werden. Weder wird beim Automobilbau noch bei der Produktion von Farben und Lacken sowie in der Kosmetikindustrie darauf verzichtet.

So kann man beispielsweise eine „Lederjacke“ zu einem wirklich günstigen Preis erstehen, nur dass es eben keine Lederjacke ist, sondern ein textiles Produkt aus Polyurethan. Die Jacke sieht aus und fühlt sich an, als wäre sie aus Leder, einzig und allein der Geruch verrät sie und natürlich der Preis. Das sind aber schon die einzigen Indizien dafür, dass es sich dabei um einen „Fake“ handelt. Die schlauen Kerlchen aus den petrochemischen Labors schlafen nämlich nicht, und mittlerweile sind ­diese Produkte sehr nah am echten Leder dran.

Isocyanate, die im PU enthalten sind, verdächtigt man, Allergien oder gar Krebs auszulösen, angeblich nur im nicht ausreagierten Zustand. Wenn sie keine Monomere mehr enthalten, sollte man es überleben. Irgendwo muss ja wohl ein Haken sein, wenn man das Zeug anziehen, sich ins Gesicht schmieren, darauf liegen, damit Auto­fahren und sein Haus damit dämmen kann! Dafür müssen keine ­Viecherln sterben, über die Problematik der Entsorgung machen wir uns ein anderes Mal Gedanken.