Mode

Modische Serienkiller

Alex Pisecker

„Jeans represent democracy in fashion“. Mit diesem Spruch belehrte uns Giorgio Armani in den 80er Jahren.

Text + Redaktion: Alex Pisecker / Foto: Kranich17 auf Pixabay

Armani hatte nicht ganz unrecht, allein zu jener Zeit war die Aussage nicht mehr zutreffend. Der Rebell der 50er und 60er Jahre hatte damals schon fast den Einzug in die Vorstandsetagen geschafft. Natürlich nur in Form von Designerjeans. Das gemeine Volk hüllte sich in die gerade wieder entdeckte Levi’s 501 – die Ur-Jeans – in „stone washed“ Optik. Neben „bleached“ die einzig verfügbare Farbe der Jeans. Das sollte sich bald ändern. Die Wiederauflage der 501 war wohl einer der größten Coups der Levi Strauss Company. Die Werbespots dazu ließen auch nichts zu wünschen übrig. Man denke an Nick Kamen im Waschsalon, sowie Tatjana Patitz und Brad Pitt schwitzend im amerikanischen Süden. Zur 501 trug man Cowboy Boots. Von den Klassikern in braunem oder schwarzem Leder, bis hin zu Python und Modellen mit silbernen Spitzen und Sporen. Dieser Look verlangte nach der schwarzen Biker-Lederjacke mit silbernen Zipps und ebensolchen Nieten. Im Winter zog man eine braune Fliegerjacke (danke Top Gun) mit Lammfellfutter an. Wenn man auf Popper stand, die Vespa fuhren, Seitenscheitel und Lacoste-Polos trugen, sowie Mokassins mit Tasseln (vorzugsweise von Gucci) anhatten, konnte man sich zusätzlich für Bundfaltenjeans in Karottenform begeistern.

Geblieben sind uns auch die Lambswoolpullover in sämtlichen Varianten und Farbschattierungen. Benetton hielt dafür gewissermaßen die Mono­polstellung. Fiorucci mit all den abgefahrenen Klamotten sei hier nicht zu vergessen, dieser Company verdanken wir die immer noch allseits beliebte Stretch-Jeans. Herrenanzüge fielen durch massive Schulterpolster und tiefe Bundfalten auf, die in einem engen Hosensaum endeten. Die Ärmel wurden nach Belieben hochgekrempelt, so konnte man das bunte Innenfutter bestaunen. Etwas später im Jahrzehnt der großen Modesünden tauchten Jeans in „moon-washed“ oder „acid-washed“ Optik auf. Häufig in Begleitung von Hautausschlägen. Espandrilles eroberten sich ebenfalls einen Platz im Schuhschrank. Die Aerobic-Welle begeisterte mit Leggings-Radlerhosen. Das schlimmste Modeverbrechen dieses Jahrzehnts. Mit dieser visuellen Vergewaltigung müssen wir wieder seit geraumer Zeit leben. In ihrer brutalsten Variante kamen sie in Neonfarben auf den Markt. Die Textilindustrie ist ein Serienkiller.