AKUT

Quo vadis, Menschheit?

Mehr oder weniger fiktive Auswege aus der Ausweglosigkeit.

Text: Harald Havas

Flucht in den ­Cyberspace
Neuromancer-Trilogy und Matrix

Fiktion: Wenn die Meere kochen, die Wälder brennen und es auch sonst auf der Erde nicht mehr so richtig leiwand ist, liegt der Gedanke an den Rückzug in eine kuscheligere virtuelle Welt nahe. Selbstgestaltet, idyllisch nach Maß, gerne auch mit elysischen Feldern und atemberaubenden Bergpanoramen, inklusive Gletschern, die in der Realität schon längst abgetaut sind. ­Erreicht würde das durch die Verkabelung des menschlichen Gehirns, mit oder ohne dazugehörigem Körper – irgendwo in ­einer abgeschlossenen Kapsel ­liegend oder oder in einer Nährlösung schwimmend . Solche (meist unheiligen) Verbindungen zwischen menschlicher Psyche und kalter Maschine gab es auf die eine oder andere Art in 100 Jahren Science-Fiction bereits immer wieder, von Pulp-Romanen über Superhelden-Comics bis hin zu TV-Serien, bevor diese Möglichkeit der Verlagerung des menschlichen Geists in künstliche Räume dann 1984 durch den Roman „Neuromancer“ des amerikanischen Autors William Gibson so richtig ins Bewusstsein zuerst der Science-Fiction-Fans und langsam auch der Öffentlichkeit trat. Durch Gibson wurde der Begriff „Cyberspace“ zum Allerweltsausdruck. Die nachfolgenden Bände „Biochips“ und „Mona Lisa Overdrive“ vollendeten die Trilogie und fixierten das Genre „Cyberpunk“ fest im Kanon der fantastischen Literatur. Keine Eins-zu-eins-Verfilmung, aber durchaus auf „Neuromancer“ basierend, entstand dann 1999 der Film „Matrix“, in dem erstmals einem breiten Publikum vorgeführt wurde, wie es denn so wäre, in einer virtuellen Realität zu leben – ohne zu wissen, dass man in einer virtuellen Realität lebt …, während der echte Körper (in diesem Fall) in einer Art Brutkasten als Batterie für Aliens dahindämmert.

Realität: Ganz so weit sind wir gar nicht von einer möglichen Umsetzung einer Matrix-Realität entfernt. AR, VR, Cyberhelme- und Anzüge existieren bereits. Und schon jetzt tummeln sich reale Menschen als digitale Avatare in virtuellen Welten und interagieren dort auch miteinander. Entsprechende sexuelle Gadgets für gegenseitigen virtuellen Sex gibt es auch schon. Natürlich ist das alles noch unvollständig und trotz aller Vorspiegelungen ist man sich des eigenen Körpers und der Realität rundum einen heutzutage noch durchaus bewusst. Aber die totale Immersion ist nur noch eine Frage der Zeit.

Bewertung: Vermutlich realisierbar und mit entsprechenden Happy Pills wie in Aldous Huxley „Brave New World“ wahrscheinlich sogar die ­ultimative Fluchtmöglichkeit, wenn die Welt zu einer Aschewüste wird.


Postapokalypse
Mad Max

Fiktion: Untergangsszenarien begleiten die Menschheit seit Anbeginn. Man denke nur an die Götterdämmerung, Ragnarök, der nordischen Mythologie, bei dem im Endkampf so gut wie alle und jeder draufgehen. Oder die apokalyptischen Prophezeiungen in der Bibel. In der neueren Zeit gesellten sich immer weitere Endzeitszenarien dazu, von Atomkrieg und biologischen Waffen über Vernichtung durch Meteoriteneinschläge und Naturkatastrophen bis hin zur allseits beliebten Zombie-Apokalypse. Und nun eben das durchaus realistische Bedrohungsszenario einer nicht mehr aufzuhaltenden Erderwärmung. Viele Science-Fiction-Romane und -Filme setzen daher gerne in einem „Danach“ an. Denn wir sind nun mal 8 Milliarden Erdbewohner – und egal wie groß die Katastrophe ist, ein paar werden wohl überleben. Was die dann machen und wie sie mit den Resten der Zivilisation umgehen, ist natürlich ein spannendes Thema. Ein Rückfall in die Primitivität, in die Barbarei, in den Kampf um Ressourcen und das Recht des Stärkeren, liegt durchaus nahe. Im Detail kann man sich das in den Mad Max-Filmen (Mad Max, Mad Max II – Der Vollstrecker, Mad Max – Jenseits der Donnerkuppel und Mad Max: Fury Road) ansehen. Hier massakrieren sich Gangs, mithilfe jeder Form übergebliebener Technik, in einer kahlen und öden Wüstenwelt gegenseitig. Glücklicherweise scheinen sie aber immer über ausreichend Benzin zu verfügen, um ihre mehr oder weniger monströsen Vehikel aufeinander zurasen zu lassen.

Realität: Wer kann schon sagen, wie sich die Menschheit tatsächlich verhalten und organisieren wird, wenn sie nur noch in Resten existiert? Vermutlich würde das vom noch vorhandenen Wissen und den Ressourcen abhängen. Tatsächlich vermuten manche Historiker, dass eine derartige Apokalypse bereits einmal stattgefunden hat, vor rund 12.000 Jahren, und eine bereits davor hochstehende globale Zivilisation ausgelöscht hat. Mithilfe der Wissensreste aus dieser Zeit hätten wir uns dann langsam, sehr langsam, wieder hochgerappelt. Übrigens ist unsere digitalisierte Welt durchaus real bedroht: einige extraheftige Sonneneruptionen und alle nicht geschützten Handys und Computer werden komplett gelöscht. Daher setzen manche Gruppen wieder auf analoge Speicher, wie mit Wissen beschriebene Steintafeln, die derzeit auch in österreichischen Salzbergwerken eingelagert werden.

Bewertung: Möglich, aber nicht erstrebenswert.


De-Evolution
Planet der Affen

Fiktion: Die vielfach verfilmte und ständig erweiterte SF-Welt namens „Planet der Affen“ stellt eine besondere Spielart der Postapokalypse dar. Tatsächlich basiert das ganze auf einen französischen Roman gleichen Namens „Der Planet der Affen“, französisch „La Planète des singes“ des Schriftstellers Pierre Boulle. In ihm beschreibt er eine Welt, die von intelligenten Affen beherrscht wird und in der Menschen nur als primitive, sprachlose Wilde leben. Die Geschichte hat mehrere Twists und unerwartete Wendungen, die in den Verfilmungen teilweise aufgegriffen, teilweise aber auch verfremdet wurden. Die etablierte Filmrealität stellt sich jedenfalls so dar: die Menschheit ist im Laufe der Zeit dazu übergegangen, sich Affen als Diener und Sklaven zu halten und dabei ihre Fähigkeiten aus selbstsüchtigen Zwecken zu fördern. Bis der Punkt erreicht ist, an dem die Affen echte Intelligenz entwickeln, sich aus der Sklaverei befreien, die Menschheit besiegen, unterjochen und nun ihrerseits in die Primitivität drängen. Die Geschichte dient natürlich auf mehreren Ebenen als Metapher für das Verhältnis zwischen Mensch und Tier, für Evolution und potentieller De-Evolution sowie Sklaverei im Allgemeinen und hat Generationen von Lesern und vor allem Kinozusehern gefesselt, in mittlerweile 11 Filmen von 1968 bis 2017.

Realität: Eine direkte Realisierung dieser Zukunft scheint aus heutiger Sicht unwahrscheinlich. Wenn sich die Menschheit aktuell neue Sklaven heranzüchtet, dann eher in Form von Robotern und anderen intelligenten Maschinen. Freilich könnten auch die revoltieren, man denke nur an die „Terminator- Filme“. Dennoch unwahrscheinlich. Was aber sehr wohl denkbar ist, wenn auch eher langfristig, wäre eine Rückentwicklung der Menschheit aufgrund von knappen Ressourcen und/oder erhöhter Vergiftung und Radioaktivität der Umwelt. Dass sich dann eine andere Lebensform unserer ökologischen Nische bedient und zum neuen Intelligenzherrscher der Welt aufsteigt, ist zumindest prinzi­piell denkbar. Egal ob es intelligente Ratten oder Schaben sind, die besonders gut mit Radioaktivität umgehen können. Die wenigen übrig gebliebenen Menschen könnten dann durchaus in die Primitivität zurückfallen und selbst zu Nutzvieh werden.

Bewertung: In Variation denkbar, aber nicht wünschenswert.


Exodus der Erde
Die wandernde Erde

Fiktion: Geblendet von Hollywood und zahllosen Streamingdiensten übersieht man oft und gerne, dass Science-Fiction und Fantasy keine amerikanische ­Exklusivität darstellen. Ganz im Gegenteil, viele der bedeutendsten Autoren sind Briten (man denke nur an Douglas Adams und seine „Hitchhiker“-Bücher), die größte Science-Fiction Serie der Welt stammt aus Deutschland („Perry Rhodan“, siehe gleich) und sogar in Österreich existiert mit „ASH – Austrian Superheroes“ ein eigenes Superhelden-Universum. Aber auch abseits der bekannten westlichen Pfade gibt es Schriftsteller und Schriftstellerinnen, die sich mit Fantastik beschäftigen. Da wären natürlich vor allem die Japaner und Koreaner mit ihrer bunten Manga-und Anime-Welt. Aber auch etwa in Indien und sogar hinter dem noch immer bestehenden Eisernen Vorhang in Form der chinesischen Mauer gibt es bedeutende Science-Fiction-Werke. Wie die „Trisolaris“-Trilogie von Liu Cixin, als deren Fan sich sogar Barack Obama einst outete.
Von diesem Autor stammt auch die Kurzgeschichte „Die wandernde Erde“. In dieser schließt sich die Menschheit zusammen, um der Hitze der alternden Sonne und ihrer Entwicklung zu einem Roten Riesen zu entgehen. Dazu werden auf der ganzen Erde gigantische Triebwerke montiert, welche unseren Planeten als veritables Raumschiff in eine sichere Zukunft in einem anderen Sonnensystem bringen sollen. Ironischerweise war es gerade der amerikanische Streamingsdienst Netflix, der die Verfilmung dieser Geschichte auch einem westlichen Publikum zugänglich machte.

Realität: Derzeit ist die Sonne ­eines unserer geringeren Probleme. Wir machen uns die Erde schon selbst heiß (nebenbei bemerkt, ist die oben genannte Kurzgeschichte sowieso als ­Metapher darauf zu verstehen). Allerdings könnten wir dem Problem der Erderwärmung durchaus dadurch entgehen, indem wir die Umlaufbahn der Erde ein wenig nach außen verlegten. Dort wäre es aufgrund von geringerer Sonnenwärme deutlich kühler und wir könnten noch ein paar 100 Jahre fröhlich fossile Brennstoffe und Kohle verfeuern. Allerdings ist das Projekt völlig unrealistisch. Abgesehen davon, dass wir solche Triebwerke nicht bauen könnten, würde eine Verschiebung der Erde unzählige Naturkatastrophen heraufbeschwören, von Erdbeben und Überflutungen über Vulkanausbrüchen bis hin zu Verflüchtigung der Atmosphäre und diversen Problemen mit unserem Magnetfeld.

Bewertung: Aus heutiger Sicht kaum Science, nur Fiction.


Alles wird gut
Star Trek und Perry Rhodan

Fiktion: Natürlich ist es auch nach wie vor möglich, dass wir die Kurve kratzen und uns selbst eine glückliche, ökologische und fortschrittliche Zukunft bescheren. Die Welt der Science-Fiction ist durchaus voll von solchen Positiv­szenarien. In den beiden größten SF-Serien der Welt „Star Trek“ (Fernsehen, derzeit 10 Serien mit über 800 Folgen, zwei weitere in Arbeit, und Kino, derzeit 13 Filme) und „Perry Rhodan“ (Heftromane, derzeit über 3100 Romanen in der Hauptserie und dazu noch mindestens 1000 weitere Spin-off-Romane), hat es die Menschheit jeweils geschafft, sich zu vereinen und eine große demokratische Einheit zu bilden. Auf der Erde herrscht im großen Ganzen Frieden und allgemeiner Wohlstand, zahllose andere Welten sind von Menschen besiedelt worden, es gibt einen regen Austausch und größtenteils friedliche Kooperation und ­Koexistenz mit anderen außer­irdischen Lebensformen. In „Star Trek“ wacht die der vulkanischen Philosophie des IDIC („Infinite Diversity in Infinite Combinations“, kurz zusammengefasst: „Ich achte und akzeptiere dich, nicht obwohl, sondern gerade weil du anders bist“) verpflichtete „Föderation der Vereinten Planeten“ und die Sternenflotte über die gelebte soziale Utopie der Milchstraße. In der „Perry Rhodan“-Serie macht das die „Liga freier Terraner“, die vor ein paar Jahren im Sinne größerer Inklusion von Aliens in „Liga Freier Galaktiker“ umbenannt wurde. Allerdings gibt es in beiden Welten stets auch jede Menge Feinde und Bösewichter von außen und innen, sonst wär’s ja fad.
„Perry Rhodan“ wurde übrigens am 8. September 2021 bereits 60 Jahre alt und „Star Trek“ zum exakt gleichen Datum 55.

Realität: Derzeit sieht es zwar nicht nach einer friedlichen Welt­regierung aus, aber angesichts der immer größer werdenden ­Bedrohung durch den Klima­wandel (und weltweit vagabundierende Viren), aber auch durch die nach wie vor flott voranschreitende Globalisierung mit real existierender Verbrüderung völlig unterschiedlicher Menschen auf der ganzen Welt etwa via Internet, ist eine solche Entwicklung nicht auszuschließen. Man sollte allerdings dazu sagen, dass in beiden genannten SF-Serien erst der Kontakt mit Außerirdischen (im Falle von Star Trek 2063, nach dem Dritten Weltkrieg) die Vereinigung der Menschheit möglich gemacht hat …

Bewertung: Möglich, wünschenswert, die Hoffnung stirbt zuletzt.


Hilfe von ­Außen
Die echten Aliens und der ­Pentagon-Bericht

Fiktion: Das Gründungsszenario von „Star Trek“ und „Perry Rhodan“ könnte sich durchaus noch zu unseren Lebzeiten realisieren. UFOs, die mittlerweile, um dem Nimbus der Lächerlichkeit zu entgehen, meist UAPs (Unidentified Aerial Phenomena) genannt werden, existieren real. Das sagen nicht nur die schwurbelnden Däniken-­Enkel von „Ancient Aliens“, das sagt auch das amerikanische Militär. Und das französische. Und das kanadische. Und das italienische. Und das englische. Und das russische. Und das chinesische … Wer sich ein wenig näher mit der Materie beschäftigt, wird entdecken, dass Berichte über unbekannte Flugobjekte, und ja, auch Begegnungen mit Außerirdischen, in der Geschichte der Menschheit eher die Regel als die Ausnahme sind. Alexander der Große hat ein UFO gesehen, Römer sprachen von „fliegenden Schilden“, die über Schlachten auftauchten usw.
Gezielte Desinformationskam­pagnen, besonders der amerikanischen Geheimdienste, haben es in den letzten Jahrzehnten allerdings hervorragend geschafft, das ganze Phänomen, das von militärischem Personal ebenso wie von Zivilisten in erstaunlicher Anzahl weltweit beobachtet und berichtet wird, zu vertuschen und lächerlich zu machen. Damit ist nun allerdings Schluss. Der im Sommer vorgelegte offizielle UFO-Bericht des Pentagons bestätigt im Wesentlichen, dass da irgendwas ist, aber niemand weiß, was … Wenn man über die Beobachtung von Luftphänomenen hinausgeht, gibt es weiters durchaus viele Berichte und Hinweise, dass möglicherweise tatsächlich irgendeine andere fortgeschrittene Zivilisation (seien es Außerirdische, eine parallele irdische Zivilisation, Menschen aus der Zukunft oder Wesen aus einer anderen Dimension) da herumgurkt, uns beobachtet, eventuell auch manipuliert und vermutlich auch gezielt unterstützt und fördert. Hauptsächlich offenbar, um uns vor der Selbstvernichtung zu bewahren.

Realität: Nichts Genaues weiß man nicht. Allerdings ist die Konzentration von UFO-Sichtungen über militärischen Atomanlagen und atomwaffentauglichen Kriegsschiffen am höchsten. Es gibt auch gut dokumentierte Vorfälle, in denen Ufos mit den Abschussanlagen von Atomraketen-Silos herumgespielt haben. Sie etwa nach Belieben ein- und ausschalteten. Manche Leute sehen das als Warnung oder auch als sanften Druck in die richtige Richtung, um die Menschheit von einer selbst herbeigeführten Apokalypse abzuhalten. Ob die Aliens auch einschreiten werden, bevor wir an unseren eigenen Treibhausgasen erstickten, bleibt abzuwarten. Es ist aber, ganz ehrlich, nicht völlig von der Hand zu weisen.

Bewertung: Derzeit nur schwer belegbar, aber nicht ausgeschlossen. The truth is out there.