AKUT

Gerald Fleischhacker: Vielfältig.

Franz J. Sauer

Er war Radiomoderator und Drehbuchautor, hat eine Filmproduktionsfirma, ist den meisten aber als Comedian und Meister der Tafelrunde auf ORF III bekannt. Sich selbst bezeichnet Gerald Fleischhacker auf Nachfrage als „viel­fältig“. Und das kann man so wohl durchaus sagen.

Text: Franz J. Sauer / Foto: Sabine Hauswirth

Zunächst war da die Radio-­Tätigkeit. Als Moderator bei Antenne Steiermark, auf 88.6, bei Radio Wien und dann bei Ö3. Quasi nebenbei lief die Sache mit dem Schreiben. Gags, Drehbücher, Regie, Konzepte, Skripts, gemeinsam mit Rudi Roubinek für „Wahre Freunde“ und auch bei „Wir sind Kaiser“. Plötzlich war der gebürtige Grazer Stamm­gast bei „Was gibt es Neues?“. Und als er 40 wurde, der ewig junge Gerald Fleischhacker, da hörte er bei Ö3 auf und dachte sich: Jetzt wird es Zeit für das erste Soloprogramm. Es hieß „Alles muss raus“ (mittlerweile sind es vier Programme, mit denen er seit 2010 erfolgreich tourte). Eindrucksvoll, finden wir. Immerhin ist der 40er bei vielen ­anderen Männern zunächst mal der Grund für eine deftige Midlife-Crisis. Darauf Fleischhacker: „Und wo ist da jetzt der Unterschied?“

Der Humor, den wir meinen, der kommt bei Fleischhacker eher von hinten daher, unterschwellig, subkutan und dann aber doch sehr beißend, nachhaltig, um ein aktuelles Modewort zu bedienen. Als Erfinder und Moderator der „Tafelrunde“ auf ORF III liefert er, mit wechselnden Gästen aus der hochkarätigen heimischen Comedy-Auswahl, Polit-Satire im Stile der berühmten, aktuellen Wochenrückblicke – immerhin bereits seit 2008 und nun auch regelmäßig live, entweder aus dem Radiokulturhaus, oder des Sommers von der Praterbühne. Am 30. ­Dezember 2019 schließlich moderierte Fleischhacker erstmals den satirischen Jahresrückblick „Schluss mit Lustig“ im ORF und damit gleich die meistgesehene, österreichische Kabarett-Sendung mit 800.000 Zusehern. Mittlerweile ist die Show aus dem Silvesterfernsehen nicht mehr wegzudenken.

Foto: Sabine Hauswirth

Und dann gibt es da die jahrelange Freundschaft mit Martina Löwe, Mastermind der Österreichischen Krebshilfe und Lebensretterin so manchen Mannes, weil mit ihrem Herzensprojekt „Loose Tie“ stark
in der Prostatakrebs-Vorsorge tätig. Die lockere Krawatte, als Logo und Erkennungsmerkmal der alljährlich im Herbst laufenden Kampagne, war eine Idee Fleischhackers. Mit der umtriebigen „Löwin“ entstanden in den letzten Jahren einige spannende Werbemittel für die hochwichtige Angelegenheit, in deren Dienste sich auch der WIENER gerne Jahr für Jahr stellt. „Es war anfangs gar nicht so einfach, den Herrn Professoren von der Urologie irgend­welche hippen Sachen unter­zujubeln, da war die lockere Krawatte schon eine ziemlich gewagte Grätsche, verhältnismäßig.“ Seither hat Fleischhacker zahlreiche Events moderiert, Sprachbeiträge geliefert oder mit seiner Filmfirma Videoclips produziert, die dann per YouTube viralisiert wurden (auch der jüngste Clip, mit Stefan Koubek und Pepi Schütz neben Urologie-Professor Karl Dorfinger in den Hauptrollen, wurde von Fleischhacker produziert). So ist „Fly“ (so sagt die Löwin …) quasi Miterfinder einer mittlerweile sehr erfolgreichen Kampagne und bleibt sozusagen als Gallionsfigur und Ideenlieferant auch weiterhin der guten Sache treu.

Was steht künftig an in der Karriere des Gerald Fleischhacker? Neben der üblichen, üppigen TV-Tätigkeit ein bisserl Bühnenpräsenz – allerdings präsentiert er sein aktuelles Programm „Am Sand“ derzeit nur bei handverlesenen Gelegenheiten, eine Tournee oder ähnliches ist „vielleicht“ im nächsten Jahr geplant, nix genaues weiß man nicht! So bleibt es spannend, vergessen wird man Fleischhacker jedenfalls nicht so schnell. Zumindest nicht, wenn man ein Fernsehgerät
zuhause hat und es regelmäßig benützt.