AKUT

Happy Birthday, Held ohne Hose!

Auch mal geskypt in den letzten Wochen? Der Frühling 2020 geht als die Zeit, in der wir ohne Hose mit schwindenden Reserven und tristen Jobaussichten unseren Alltag bewältigt haben, in die Geschichte ein. Ein gewisser Donald Fauntleroy Duck jedoch lebt allerdings seit exakt 86 Jahren so, seit dem 9. Juni 1934.

Text: Markus Höller / Foto Header: Getty Images

Und sind wir uns ehrlich: Der cholerische Erpel aus Enten­hausen, der ewige Draufzahler und klamme Ersatzvater für drei halbstarke Neffen ist uns doch immer schon sympathischer ­gewesen als jeder andere im ­Disney-Universum.

Man muss sich nur mal ansehen, womit es der rüstige weiße Wasservogel tagtäglich zu tun hat. Er wohnt in einer ziemlichen Bruchbude, sein Klein­wagen würde bei uns mit Bomben und Granaten durch die ­Pickerl-Überprüfung fallen. Arbeitslos ist er praktisch immer – es sei denn, sein geiziger Onkel zieht ihn wieder für schlecht ­bezahlte, haarsträubende Jobs heran. Ein Sittenbild des realen Klassenkampfes, bei dem es auch während der letzten 86 Jahre immer nur die gleichen Gewinner und Verlierer gibt. Not-so-Fun Fact: Das Jahr 1934, in dem der gefiederte Held im Matrosenanzug in „The Wise Little Hen“ sein Debüt gibt, ist auch das Jahr, in dem als direkte Folge der globalen Wirtschaftskrise die Nazis endgültig ihre Macht festigen und während des Juliputsches Engelbert Dollfuß ermordet wird.

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Zuruck zu Duck. Der Loser sieht sich nicht nur prekären ­Verhältnissen und ausgesprochen lebhaften Mündeln gegenübergestellt, die offenbar selten oder gar nicht zur Schule gehen. Der so genannte beste Freund, die Maus mit der unerträglichen Fistelstimme, stiehlt ihm bei jeder Gelegenheit die Show. Sein Love Interest, Superschnitte Daisy Duck, wird immer wieder von Glücks­pilz und Bonvivant Gustav Gans umgarnt, diesem querbratenden Fatzke. Und man kann es ihr nicht verdenken, schließlich ist ein scheinbar mühelos im Wohlstand schwelgender Lebemann für ein Luxusweibchen doch ­attraktiver als ein lediger Zieh­onkel von drei Jungs, der von den niederen Jobs seines eigenen ­Onkels abhängig ist und ganz schwere Probleme mit der ­Impulskontrolle hat. Einziges Highlight: die regelmäßigen Ausflüge zur Oma, auf deren Bauernhof sich der Genuss-Enterich so richtig den Wanst vollschlagen kann und wo selbst der superreiche Onkel nur ein „Bertl“ ist.

Kurz und gut: Die Karten ­stehen schlecht für Donald Duck, und er kann praktisch nichts ­dagegen tun. Aber lässt er sich davon einschüchtern, gar in die gelben Knie zwingen? Nein! Erhobenen Schnabels bewältigt er wie selbstverständlich all diese Dinge, wie sie uns in der letzten Zeit so zu schaffen gemacht haben. Kurzarbeit (oder gar keine Arbeit), das Ersparte ist weg, die neunmalklugen Blagen dauernd daheim, das Sexleben mehr als reparaturbedürftig. Dazu die Ohnmacht, von der Politik und den oberen 1 % vollkommen im Stich gelassen zu werden. Und bei Oma war er auch schon lange nicht mehr. Was macht er? Er trägt es seit 86 Jahren mit ­Fassung und Humor.

Und das alles stets ohne Hose. Donald, du bist unser Held!