Kabarett

Der Simpl, das Kabarett

Christian Jandrisits

Wenn von einem kultigen Bulli die Rede ist, denkt manch einer vielleicht an einen Bus aus Wolfsburg. Der ist mit seinen 72 Jahren aber ein echter Jungspund im Vergleich zu der roten Bulldogge, die das ­Kabarett Simpl seit jeher ziert. 

Text: Jakob Stantejsky Fotos: Jan Frankl

110 Jahre sind ins Land gezogen, seit 1912 das „Bierkabarett Simplicissimus“ auf der Wollzeile eröffnet wurde. Name sowie Bulldogge wurden damals von der Münchner Satirezeitschrift „Simplicissimus“ übernommen und das Kellertheater erfreute sich schon bald als „Der Simpl“ großer Beliebtheit in Wien. Moment mal, „das“ oder „der“? Der Autor dieser Zeilen wedelt nicht grundlos willkürlich durch die grammatikalischen Geschlechter wie Hirscher durch den Stangenwald. Denn Simplicissimus ist ein Er. Das Kabarett aber nicht. Daher also für Gelegenheiten zum Klugscheißen: Das Kabarett Simpl, aber der Simpl. 

Kabarettlegenden wie Karl Farkas und Fritz Grünbaum feierten hier ihre ersten Erfolge, ab 1950 prägte Farkas als künstlerischer Leiter den Simpl. Aktuell heißt das Herrl von Bulli Michael Niavarani, der das Kabarett 2019 übernommen hat – zum zweiten Mal nach 1993, diesmal allerdings richtig, auch wirtschaftlich. Und der hat nun eine brandneue Revue auf die Bühne des ältesten durchgehend bespielten Kabaretts der Welt gebracht, die den 110. Geburtstag von Bulli zelebriert. „Des Bullis Kern – Eine Entblätterung in 20 Enthüllungen“ wird seit dem 25. Oktober von und mit Katharina Dorian, Jennifer Frankl, Ariana Schirasi-Fard, Joachim Brandl, Julian Loidl, Matthias Mamedof und Bernhard Murg aufgeführt. Als Conferencier agiert Joachim Brandl, Buch und Regie stammen von Meister Nia selbst. In seinem 110-jährigen Leben hat Bulli auf jeden Fall genug erlebt, um zahllose Abende zu füllen. Die Essenz hat Michael Niavarani zu einer Revue geformt, die die Lachmuskeln aktiviert.