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Redfall: Nicht nur von Zahnarztfrauen empfohlen!
„Irgendwas mit Vampiren“ – das zieht immer. Erst recht, wenn es sich um einen State-of-the-Art Shooter aus dem renommierten Haus Arkane Austin (Prey, Dishonored) handelt. Der WIENER konnte sich schon vorab in das Spiel verbeißen.
Text: Markus Höller
Open-World-Singleplayer- und -Koop-Shooter. Mit Vampiren. Eigentlich schon Grund genug, sich diesen PC/Xbox Exklusivtitel zu schnappen. Game Pass-Abonnenten lachen sich sowieso ins Fäustchen. Und meine ersten Eindrücke beim Anzocken von Redfall mögen hier als motivierendes Mantra verstanden werden: Im Wesentlichen nichts Neues, aber was ein Spaß! Nein wirklich, den Entwicklern ist es trotz langer Verzögerung (hier generisches Corona-Yadda Yadda) gelungen, einen ausgesprochen launigen Shooter mit ein paar interessanten Twists auf die Microsoft-Gemeinde loszulassen. Und damit meine ich nicht nur die fast schon erfrischende Tatsache, dass es hier eine waschechte Singleplayer-Kampagne gibt. Anm: Der Solo-Zocker-Autist in mir jubiliert.
Character Building, aber hallo. Praktischerweise hat man in dem Weltrettungs-Setting die Möglichkeit, zwischen vier verschiedenen Charakteren zu wählen, je nach Spielertyp. Devinder ist eher der Typ Hau-Ruck, Layla verfügt über telekinetische Kräfte, Remi ist der Tech-Head mit Begleitroboter und Jacob der stille Sniper mit einem Aufklärungsraben an der Seite. Letzterer = genau meins. Beim Anspielevent kämpfe ich mich also durch eine erste Mission und staune nicht schlecht. Denn im Gegensatz zu herkömmlichen Vampir-Settings (Nacht, Osteuropa, Retro) befinde ich mich teilweise am hellichten Tag mitten in der US-amerikanischen Pampa. Im Hier und Jetzt. Dazu einige nachgereichte Worte zum Setting.
Moderne Prämisse. Die Ausgangssituation ist wie folgt: in Redfall, Massachusetts ist es schnell vorbei mit der ländlichen Vreträumtheit, als die Insel von Vampiren überrannt und vom Rest der Welt abgeschnitten wird. Ursache sind seltsame Experimente eines obskuren Pharma-Konzerns, der für die 1% an Gentechnik zur Unsterblichkeit forscht und experimentiert. Geht natürlich schief. Und dann kommt das Übersinnliche auch noch dazu. Im Zwielicht einer verdunkelten Sonne kämpft man also in einer verzweigten Story-Kampagne über die Insel, um das Geheimnis hinter dem Auftauchen der Vampire zu lüften.
Robuste Action. Wie schon erwähnt, gibt es hier keine grundsätzlichen Gamechanger, aber durchaus kreative und mitunter drollige Features zu erleben. Ein ausgewogenes Gespür für die richtige Handhabung des gewählten Spielcharakters ist hier ebenso entscheidend wie das Abwägen zwischen Stealth und Frontalangriff. Da schärft erst so mancher schmerzhafte Trial-And-Error das Gespür dafür, welcher der Vampire mit der aktuellen Ausrüstung bezwingbar ist und welcher Blutsauger doch eine Kragenweite zu groß ist. Noch.
Wie im echten Leben gibt es natürlich auch Mitläufer, Opportunisten und Wendehälse, kurz: die Herrn Karl aus Redfall. Zahlreiche Einwohner des Ortes haben sich nämlich treuest den vermeintlich neuen Herrschern der Gegend verschrieben und betreiben so Verrat an der Menschheit. Sie sind leicht zu bezwingen, aber viele und mitunter in Schlüsselszenen ein lästiges Zünglein an der Waage!
Alles offen. Besonders fein finde ich den Ansatz, den punkto Abarbeitung von Missionen und Sidequests recht konventionellen Plot als Open World anzulegen – wer’s mag, auch als Koop – und somit ein wenig eigene Pace zu ermöglichen. Redfall (der Ort) hat viele kleine und große Erlebnisse zu bieten, die bei einem rein linearen Redfall (dem Spiel) mitunter zu wenig erkundet werden würden. Die makellos performende, bewährte Unreal Engine 4 liefert dafür einen robusten, stimmungsvollen Unterbau. Alles in allem also genau der richtig Stoff, um bei den kürzer werdenden Nächten noch einen Grund für bissige Tageszockerei zu finden!
Redfall
Entwickler: Arkane Austin
Publisher: Bethesda Softworks
Erschienen für: Im Game Pass auf Xbox Series X|S, PC
Engine: Unreal Engine 4
Spieler: Singleplayer, Multiplayer