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Ein Jahr IKONO Wien: Mehr als nur ein Selfie-Tempel

Gregor Josel

Zwischen all den Concept Stores, Sneaker-Boutiquen und Coffee-to-go-Bechern auf der Mariahilfer Straße gibt es seit einem Jahr einen Ort, der sich standhaft weigert, in eine Schublade zu passen. Kein Museum, kein Escape Room, keine Pop-up-Galerie – und doch von allem ein bisschen. IKONO nennt sich das multisensorische Wunderland, das nicht nur Instagram-Feeds, sondern auch Hirnwindungen neu sortiert. Jetzt feiert der immersive Erlebnisraum seinen ersten Geburtstag in Wien und seinen fünften europaweit. Grund genug, die Partyhüte rauszuholen und dem Spieltrieb freien Lauf zu lassen.

Wien ist nicht gerade für seine hemmungslose Verspieltheit bekannt. Eher für Kaffeehausgrübeleien, Mahler-Melancholie und eine gewisse Grundskepsis gegenüber allem, was zu laut, zu bunt oder zu amerikanisch wirkt. Und doch hat sich mitten auf der Mariahilfer Straße ein Ort etabliert, der genau das Gegenteil davon ist: IKONO. Ein Raum, der sagt: „Mach, was du willst – und wenn du’s nicht weißt, probier einfach aus.“

Fünf Jahre weltweit, ein Jahr Wien – 1,5 Millionen Menschen später

Was 2020 in Spanien mit einer wilden Idee zweier Unternehmer begann – Kunst nicht nur zu betrachten, sondern sie zu betreten, zu bespielen, zu beschnuppern –, ist heute ein europäisches Phänomen. IKONO, die immersive Erlebniswelt für Selfie-Ästheten, Digital Natives und heimliche Tagträumer:innen, feiert im Mai gleich doppelt Geburtstag: fünf Jahre seit der Gründung und ein Jahr Wien. Und die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Über 1,5 Millionen Besucher:innen europaweit, davon 200.000 allein in Wien. Die Hauptstadt sagt: „Challenge accepted.“

Ein kreativer Spielplatz – mitten im Konsumkosmos

Während draußen die Shoppingbags klimpern und sich Touristen mit Bubble-Teas durch die Mariahilferstraße schieben, entsteht drinnen ein Raum, der so gar nichts mit Kaufen zu tun hat. Sondern mit Sein. Fühlen. Kritzeln. Genau dafür hat IKONO zum Jubiläum auch ein temporäres Community-Mural ins Leben gerufen – eine kollektive Leinwand, auf der Besucher:innen zeichnen, schreiben oder sich einfach verewigen dürfen. Kein Curator, kein Kanon, keine Kunstgeschichteprüfung. Dafür Farbe an den Fingern und ein Stück Erinnerung an eine Stadt, die sich in diesem Moment von ihrer überraschend verspielten Seite zeigt.

Wien, wie wir dich noch nicht kannten

60 Prozent der Besucher:innen in Wien sind jung, kommen in Gruppen oder als Date, um gemeinsam etwas zu erleben, das irgendwo zwischen Kunstinstallation, Sozialexperiment und eskapistischer Spielwiese liegt. Für CEO und Co-Founder Fernando Pastor ist Wien deshalb mehr als nur ein weiterer Punkt auf der IKONO-Landkarte: „Hier ist IKONO erwachsen geworden – ohne den Spaß zu verlieren. Es war verrückt (und wunderschön), zu sehen, wie die Menschen den Raum für sich entdeckt haben. Nicht nur als Selfie-Spot, sondern als Bühne für echten Ausdruck und pure Lebensfreude.“

Die Revolution ist verspielt

Sieben Städte, sieben Konzepte – aber ein gemeinsamer Nenner: IKONO denkt kulturelles Erleben neu. Ohne Museumsetikette, ohne Stille-Gebote, ohne klassische Rezeption. Stattdessen: Lichttunnel zum Durchwandern. Spiegelräume zum Verlieren. Räume, in denen man sich wiederfindet, indem man sich erst mal verliert. Und ja, Wände, auf denen man kritzeln darf. Ganz legal.

Kunst? Kultur? Oder einfach ein Trip durch deine eigene Wahrnehmung?

Wien hat viele Gesichter – das nostalgische, das intellektuelle, das grantige. IKONO fügt nun eines hinzu: das staunende. Und zeigt damit, dass kulturelle Relevanz nicht nur in Opernlogen, Akademien oder Ausstellungshallen stattfindet, sondern auch dort, wo man barfuß durch Konfetti läuft oder sich in leuchtenden Farbexplosionen wiederfindet.

IKONO ist kein Ort, den man einfach „besucht“. Es ist ein Ort, den man erlebt. Vielleicht sogar ein bisschen wie Wien selbst – wenn man bereit ist, sich auf das Spiel einzulassen.