KULTUR

Yung Hurn: Mit dem Kopf in den Wolken

Sarah Wetzlmayr

Auch wenn die Mehrheit anfangs „Nein“ sagte, können sich mittlerweile alle auf den Cloud-Rapper Yung Hurn einigen. Einfach weil wir alle der Realität manchmal lieber mit ein wenig Kopfschütteln begegnen.

Als Yung Hurns Cloud-Rap-Nummer „Nein“ durchs Netz zu geistern begann, hatte er bereits ausgesprochen, was sich viele nach erstmaligem Hören des Songs auch dachten – „nein“ oder „das kann doch nicht dieses Wiener Milchbubis Ernst sein“. Doch dann ging paradoxerweise alles ganz schnell, und sogar das Feuilleton begann zu den schleppenden Beats des Donaustädter Rappers zu nicken und ein klares „Ja“ für Yung Hurn auszusprechen. Sie erkannten den Dadaismus in seinen Lyrics und die existenzialistischen Fußnoten, die an den Rockzipfeln der Textzeilen hängen wie Hurn an denen seiner „Bitches“. Nur ein Jahr, nachdem „Nein“ zur Hymne all seiner selbsterklärten „Brudis“ wurde, kündigte man ihn als Headline des von Red Bull veranstalteten „Junge Römer. Eine Woche für Falco“-Festivals an. Es dauerte nicht lange, da wurden bereits die ersten, scheinbar unausweichlichen Vergleiche gezogen.

Währenddessen zieht an Yung Hurn und den Protagonisten seiner Musikvideos das Leben vorbei. Und sie ziehen weiter. Die eine oder andere Line im Park und von Donaustadt nach Berlin („Opernsänger“) und wieder zurück. Schlurfen zu ihren eigenen, oft von einer beunruhigenden Langeweile getragenen Beats durch den Wald („Bianco“), stolpern über eine Wurzel und lassen den Sound seltsam amateurhaft mitstolpern. Hurn und ein paar seiner Cloud-Rap-Kollegen, wie Crack Ignaz, haben die Laschheit zur Kunstform erhoben und schaffen es dabei, zu den spannendsten Acts zu gehören, die Österreich derzeit zu bieten hat. So bastelt Yung Hurn, auf allen verfügbaren Social-Media- Kanälen, ein wattig-weiches Umfeld für sämtliche Leistungs- und alle temporären Lebensverweigerer. Mit seinen Songs im Kopf und seinem Kopf in der Cloud kann er gar nicht anders, als sich bewusst nicht auf das Leben einzulassen. Und wenn er dann auch noch wie mit einem in Zuckergetränkten Wattebausch im Mund rappt, befindet sich alles in perfekter wohlig-weißer Symbiose. „Bianco wie ein weißer Lambo“ eben. „ Probierst du einmal, bist du für immer verliebt.