KULTUR
Hilde Dalik nach Drehschluss
Sie ist „Vorstadtweib“, sie sammelt Awards und ist karrieremäßig konstant aufwärts mobil. Als Hilde Dalik mit uns nach Drehschluss auf ein paar Drinks ging, war sie umwerfend entwaffnend. Das ist sie noch immer. Eine MemoryLane.
Interview: Franz J. Sauer / Fotos: Mato Johannik
Liebe Hilde, wie geht’s Vanessa?
Ich denke gut, ja, gut geht’s ihr. Ich mein, sie ist ja jetzt quasi aufgerückt in die A-Liga der Vorstadtweiber. Da muss es einer wie ihr ja gut gehen. Und auch mir geht es gut damit. Es ist toll, wenn man mehr als 90 oder 120 Minuten Zeit hat, eine Rolle aufzubauen, zu entwickeln.
Was ist Vanessa Schwarz für ein Typ Mensch?
Sie lebt in zwei Welten, versucht verbissen, ihre Scheinwelt aufrechtzuerhalten, geht putzen, damit sie sich die Putzfrau erhalten kann, spielt ihrer gesamten Umwelt was vor. Sie ist eine verzweifelte, zielstrebige Hochstaplerin.
Ist sie böse?
Nein, böse ist sie nicht. Manchmal vielleicht boshaft. Und sie hat auch sicherlich eine leicht kriminelle Ader, so im Sinne von Gelegenheit macht Diebe. Aber böse ist sie nicht, schon allein deshalb, weil sie alles, was sie tut, vor sich selbst rechtfertigen kann. Dabei setzt sie sich sogar ein bissl hinweg über Gut und Böse. In ihrem eigenen Regulatorium ist der Regler zwischen den Dingen, die man darf und die man nicht darf, vielleicht ein bissl in die falsche Richtung verschoben. Die ja aus ihrer Sicht die richtige ist …
Darf man sich generell manchmal ein bissl mehr nehmen, als einem zusteht?
Nein. Aber Regeln müssen nicht immer die gleichen bleiben, sollten regelmäßig überdacht werden. Die persönliche Moral sollte das Maß aller Dinge sein, vor allem wenn man das Gefühl hat, dass gerade Unrecht geschieht, etwa von politischer Seite. Wenn zum Beispiel gut integrierte Flüchtlingskinder abgeschoben werden. Da ist es fast schildbürgerhaft, sich immer nur auf bestehende Gesetze auszureden. Ich meine, dass man alles immer wieder hinterfragen muss. Je mehr man sich selbst Fragen stellt, desto mehr kann man gewinnen.
Gibt’s Gemeinsamkeiten zwischen Hilde und Vanessa?
Gemeinsamkeiten und Gegensätzliches. Zum Beispiel kann sich Vanessa keine Fehler eingestehen, was Hilde sehr gut kann. Ich meine, all die Lügen, mit denen die leben muss – das wäre mir viel zu anstrengend. Was wir beide haben, ist eine ausgeprägte Hands-on-Mentalität. Wenn Vanessa Geld braucht, geht sie ins Autohaus putzen, aus. Das würde ich auch so machen. Einzig: Ich würde dazu stehen, im Gegensatz zu ihr.
Und charakterlich? Vom Wesen her?
Hm … ja, da gibt’s was. Wir brauchen beide sehr viel Körperlichkeit.. Bloß bekommt Vanessa leider nicht so viel davon. Deshalb muss sie auch immer den ausgestopften Biber bei Maria streicheln …
Apropos Körperlichkeit – wie war die Stimmung beim Shooting?
Toll, wirklich super. Ich mag es ja, wenn es sehr harmonisch zugeht, wenn alle negativen Vibes draußen bleiben. Und das hat der Mato echt gut drauf. Ich hatte irgendwie das Gefühl, ihn schon seit ewigen Zeiten zu kennen, obwohl das nicht so ist. Er ist mir sehr vertraut, obwohl er es in Wirklichkeit ja nicht ist. Wir haben ja dieses „Drehbuch“ einer langen Nacht gehabt von zwei Typen, wo er dann zufällig ne Kamera dabeihat. Und das hat perfekt funktioniert. Wir hatten da ein tolles Rollenspiel am Laufen. Echt chillig.
Hilde Dalik
Wurde 1978 geboren und wuchs am Gießhübl bei Wien auf. Mit 4 Jahren begann sie Ballett zu tanzen, schon von Kindesbeinen an drehte sie selbst Filme auf Super 8. Daher zunächst der Berufswunsch Regisseurin. Nach der Erkenntnis, dass ein Jus-Studium eher nicht das ihre ist, nahm sie bei Elfriede Ott am Konservatorium (heute: Privatuniversität) Schauspielunterricht (Diplom: 2004) und parallel Stunden bei dem renommierten Strasberg-Lehrer Michael Magotta. Ihre ersten Meriten sammelte sie in Mankers „Alma“ als Reserl, kam bald an die Kammerspiele und an die Josefstadt. Ihr erster Film war „Contact High“ von Michael Glawogger an der Seite von Michael Ostrowski. Mehr Infos hier!
Making-of: Wir haben das Fotoshooting mitgefilmt – Hilde Dalik und ihr charmanter Flirt mit der Kamera!
Hilde Dalik – nach Drehschluss
… am Montag erscheint der neue WIENER. Zerscht bei den Abonennten, ab Mittwoch dann am Kiosk. Hier gibt's schon jetzt eine kleine Vorschau auf das großartige Pictorial im Heft. Wir könnens kaum erwarten … #mato #studiomato #WIENER #W427, #hildedalik #vorstadtgeflüster … filmed & cut by Billy Sax-Dixon
Gepostet von Wiener – Alles für Er. am Sonntag, 11. Februar 2018
Styling: Max Märzinger @ Monika Leuthner
Make-up & Hair: Lydia Bredl
Fotoassistenz & Video: Billy Sax-Dixon