Essen

Yamm, yamm im „Yohm 2.0“

Das 1990er-Orange ist Geschichte. Im coolen Grün serviert Andreas Fuchs am Petersplatz nun seine eigenen „Greatest Hits“. Yohm 2.0, oder: Wie sich ein alter Bekannter neu erfindet.

Text: Roland Graf

Darf eine Restaurantkritik mit Tofu beginnen? Es gibt wohl einiges mit mehr Sexappeal auf der „Yohm“-Speisekarte, allerdings folgt nun das große „Aber“. Denn kaum irgendwo in Wien wird man den Sojakäse in dieser Einfachheit – es kommen lediglich Zitronengras, Reiswein, Sesamöl, Koriander und Chili dazu – und gleichzeitig Raffinesse bekommen. 20 Jahre steht der Mann, den alle „Luki“ nennen, der aber Andreas Fuchs heißt, nun in der Küche am Petersplatz. Der Burgenländer hat die asiatischen Aromen verinnerlicht, dass es nur so eine Freude ist. Gerade erst hat er mit Patron Klaus Piber einen aus Shanghai eingeflogenen Blätterteigziegel seziert, um das Geheimnis des „Moon Cake“ zu ergründen. Denn die eigentliche Süßspeise sorgte bei Pibers letzter Food-Finding-­Mission mit ihrer Krabben-­Schweinefleisch-Füllung für Furore, also gibt es sie jetzt auch in Wien 1.

„Luki“ Fuchs’ Lieblingsgerichte sind der Kern der „Yohm“-Karte. Tagesfrische Sashimi … Foto: (c) yohm.at

… und Sushi sorgen für die nötige Abwechslung. Foto: (c) yohm.at

Das Rezept ist Teil der radikalen Umgestaltung des City-Asiaten – Nilgrün rein, Orange raus, dafür gibt es eine eigene Sushi-­Bar – und erfolgt zum Zwanziger des Lokals. Kulinarische Zeitzeugen erinnern sich vielleicht noch: Vor Dezember 1998 fertigte Kim Soyhi in einem leicht irren, der Zeit vorauseilenden Konzept die Reis-Snacks Onigiri im Take-away einer Investorengruppe. Mit Kollegen aus dem „Unkai“, damals mit dem „Tenmaya“ Wiens erste Asia-Adresse, wechselte dann Klaus Piber an den Petersplatz. Fine Dining am Abend und leichte Mittagsküche für die Kanzleien und die Bank nebenan (auch schon ausgezogen) sorgten rasch für einen guten Ruf. Das „Indochine“ und die beiden „XO Noodles“ folgten, mit wechselnder Fortune. Aus Letzteren hat man die drei Hot Pots (ab 14,50 Euro) auf die neue „Yohm“-Karte gehievt. Gut so! Denn die Thai-Suppe Tom Yang Goog wird mit den Nudeln darinnen zu einer Hauptmahlzeit, die dem Winter trotzt.

Casual ist nicht nur der neue Mittagslunch, auch bei der Deko gibt sich der runderneuerte Asiate „contemporary“ – und damit recht bunt. Foto: (c) yohm.at

Die Sushi-Station ist neu am Petersplatz. Foto: (c) yohm.at

Neu sind auch die vegetarischen Versionen der beliebtesten Gerichte der letzten Dekaden (intern „Yohm Classics“ genannt). Bei allen Neuerungen kann man Stammgästen aber Entwarnung geben, was die „Soft shell Crabs“ angeht; sie werden auch im legeren Ambiente als Maki mit Erdnusssauce (15,50 Euro) angeboten. Wobei man zu Gerichten mit Sauce – Stäbchen hin, Stäbchen her! – am besten gleich ein Löfferl dazu ordert.

Das aromasatte Curry schwappt wie eh übers Bananenblatt im „Yohm“. Foto: (c) yohm.at

Die Gratwanderung zwischen Würzigkeit und Schärfe meistert z. B. die Rote Currysauce perfekt. Kommt dazu noch Wolfsbarsch und knackiger Pak Choi aus „Luki“ Fuchs’ Wok, dann ist auch der fadeste Business-Lunch gerettet. Die Bohnen­sauce zum „Kung Pao-Huhn“ wiederum steht einer Consommé nichts an Intensität nach. Und für alle, die noch immer nicht wissen, was Umami ist: Bitte dieses Hendl ordern!

Yohm

Adresse: Petersplatz 3, 1010 Wien, Montag bis Samstag 12 bis 24 Uhr, Sonntag 12 bis 23 Uhr, yohm.at
Preise: Suppen beginnen bei 5,90 Euro, Hauptspeisen ab 18 Euro. Am besten fährt man aber mit den Menüs (z. B. drei Gänge mittags um 25,90 Euro)
Pflichtkauf: „Hoisin Chicken“ (19 Euro) mit der Schwarzen Bohnensauce, der Neuzugang „Shanghai Moon Cake“ – und immer nach dem Tagesfisch fragen!
Ideal für: Asien-Backpacker und – neu! – für Veggies ohne Lust auf den x-ten Salat

Leistungskoeffizient: 85
Preisband: 83