KULTUR

Pamela Rußmann: Sehen, spüren, festhalten!

Sie lebt und arbeitet in Wien und der Steiermark, liebt die Schwarzweiß-Fotografie, lässt durch ihre Werke gerne freundlichen Feminismus sprechen und ist bei Klienten der Kreativbranche von Verena Altenberg bis zum Nino aus Wien hoch angeschrieben. Pamela Rußmann hat allerdings auch einiges zu sagen – also lassen wir sie am besten selbst zu Wort kommen.

Fotos: Pamela Rußmann

Ich glaube, dass es grob gesagt zwei Arten gibt zu fotografieren: die eine ist die konzeptuelle Art, mit einem gedanklichen Plan, der möglichst akkurat angefertigt wird. Die andere ist: man nimmt wahr, was vor dem Auge passiert, lässt sich auf einen Prozess ein.

Als ich begonnen habe zu fotografieren, mit 13, 14 Jahren, habe ich natürlich noch nicht in diesen Kategorien gedacht. In der Rückschau allerdings erkenne ich, dass ich schon damals intuitiv das Fotografieren angewendet habe als Dokumentation meiner Wahrnehmung für einen späteren Zeitpunkt, mit der inneren Dringlichkeit, Emotionen aufzurufen, also eine Bewegung nach außen zu machen, e-movere.

In diesem Alter habe ich auch begonnen, Fotos, Magazine und Fotobücher zu sammeln. Einer der ersten Bände, den ich mir mit etwa 15 gekauft habe, ist „Land of the Free“ von Archibald MacLeish, 1938 erstmals erschienen. Pulitzer-Preisträger MacLeish arrangierte Schwarzweiß-Fotografien, die für die Dokumentation der Resettlement Administration in den USA der 30er Jahre entstanden waren. Als Teenager in der Steiermark der 80er Jahre hatte ich keine Ahnung vom soziokulturellen Hintergrund dieses Projekts, kannte weder Walker Evans noch Dorothea Lange, noch Margaret Bourke-White. Ich blätterte durch die Seiten und war tief berührt von den grobkörnigen Fotos der Frauen, Männer und Kinder, deren Leben sehr nah und intim begleitet wurde.

Mit der Fotokamera richte ich meine Gegenwart auf das, was rund um mich und mit mir geschieht. Ich versorge meine Um-Welt mit Blicken und trete der Gleichgültigkeit, der Nichtbeachtung in den Weg. Diese Arbeitsweise erfordert eine Hybridpräsenz: ich bin Teil eines Ganzen und zugleich muss ich mich soweit ausgrenzen, dass ich nicht vereinnahmt werde. Der entscheidende Moment kommt, wenn ich von den Menschen, die ich fotografiere, nicht mehr wahrgenommen werde als Eindringling, wenn sie „vergessen“, dass ich da bin. Dann gelange ich in sehr private Situationen, in denen der Finger am Auslöser zögert und ich mich frage, darf ich das jetzt überhaupt? Darf ich so nah sein, soll ich so nah sein? Ein Blickwechsel gibt mir dafür verlässlich die richtige Antwort.

Infos und Arbeiten: www.pamelarussmann.at