Eric Clapton: Unplugged, die Echte

Er hatte in letzter Zeit nicht die beste Presse, mit kritischen Aussagen betreffend COVID-Maßnahmen und Impfung, katapultiert man sich derzeit schnell in Schwurbler-Gefilde.

Fotos: Dave Tree

So wurde die mit Querkopf-Altspatz Van Morrisson gemeinsam produzierte Single „The Rebels“ schnell für Querdenker-Kreise vereinnahmt, auch das Einzelwerk „This Has Gotta Stop“, ein eindeutiges Statement des 76-jährigen gegen Lockdowns oder Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte zu seinen Konzerten, ließ Unwohlgesinnte schnell Parallelen zu längst vergessen geglaubten Ausfälligkeiten des damals noch schweren Alkoholikers Clapton ziehen, als er durch rassistische Äußerungen während einer Show in London 1976 ungut auffiel – und sich danach mehrfach dafür entschuldigte.

Dass die nun also in ihren Kreisen gestörten Kritiker auch Claptons neuestes Machwerk „The Lady In The Balcony: Lockdown Sessions“ mit Häme überschütten, ist töricht wie ungerecht. Denn das in einem Hightech-Wohnzimmer zu Sussex aufgenommene Werk, unter musikalisch-hochkarätigster Mitwirkung (Steve Gadd on Drums, Nathan East am Bass, Chris Stainton am Klavier), liefert 29 Jahre nach „Unplugged“, jenem Album also, das damals nicht nur (zu Unrecht) als Claptons Bestes bislang gefeiert wurde, sondern auch kommerziell seinen endgültigen Aufstieg in die Liga der Super-Superstars bedeutete, sozusagen die ernstzunehmende Variante des „Ausgesteckt“-Gedankens. Insgesamt ausschließlich akustisch instrumentiert und ohne Fake-Beiwerk wie Bigband, Streicher oder Symphonieorchester bringt es die Essenz durchwegs bekannter Songs (von „Layla“ bis „After Midnight“, auch eine feine, schwer verblueste Version von Peter Greens, durch Santana berühmt gewordenen Song „Black Magic Woman“ ist dabei) endgültig auf den Punkt, virtuosest interpretiert von einer seit 30 Jahren eingespielten Superband.