Essen

Friss dich cool!

Sarah Wetzlmayr

Friss dich zum Hipster ist deutlich einfacher, als man vielleicht denken würde. Ein paar Opfer muss man aber dennoch bringen – man muss beispielsweise lernen „Acai“ richtig auszusprechen.

Früher hieß es Soulfood, weil es langsam aber sicher deine Seele aufgefressen hat. Dafür aber natürlich ungemein gut für den Körper war . Man musste sich halt entscheiden, was einem wichtiger ist – Körper oder Seele. Jetzt heißt Essen, das ungefähr nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert und so auch an die Leute verkauft wird, Superfood. Es frisst auch deine Seele auf, tut das aber auf eine Art und Weise, die extrem super ist. Sagt ja schon der Name. Wer sich auch noch gern seiner Seele entledigen möchte, der wird zum jetzigen Zeitpunkt noch Hipster. Das funktioniert mit Kleidung ganz gut, aber auch mit bestimmten Nahrungsmitteln kann man es schaffen. Man muss nur seinen gesamten Monatslohn für folgende Produkte ausgeben:

_01. Die richtigen Superfoods zeichnen sich in erster Linie durch ihre Unaussprechbarkeit aus: Acai, Quinoa, Goji und Chia, zum Beispiel. Außerdem sollen sie gesund und verjüngend wirken. Wenn man mal geschafft hat irgendwas davon zu bestellen.

_02. Misfits sind die Außenseiter unter den Obst- und Gemüsestücken. Jene, die nicht ganz so gesegnet von Mutter Natur vom Baum gefallen oder aus der Erde gequollen sind. Sie sehen anders aus als die Norm und werden deshalb von coolen Menschen geliebt, die sie genau deshalb mögen. Weil sie anders sind. Ihr wisst schon.

The Misfits launch in Denver at Kings Sooper

Posted by The Misfits – Ugly Produce on Mittwoch, 21. Juni 2017

_03. Bowls sind Schüsseln. Um nicht sehr viel mehr als diese Schüsseln geht es auch bei all diesen Bowl-Gerichten, wie beispielsweise den Smoothie-Bowls, die momentan von jedem halbwegs hippen Lokal zum Frühstück angeboten werden. Nur sieht das ganze optisch schöner aus. Und es sind meistens Superfoods drin – siehe Punkt 1.

_04. Kimchi und so anderes fermentiertes Zeug. Noch nie von Kimchi gehört? Selber Schuld. Wir helfen euch aber gerne auf die Sprünge: Denkt einfach an Sauerkraut – das ist nämlich nichts anderes.

_05. Kaffee aus den kleinsten Röstereien der Stadt. Es kann doch nicht verkehrt sein, seinen Kaffee dort zu kaufen, wo man sich rückwärts wieder aus dem Geschäft schieben muss, oder?

_06. Craft Beer. Aber unsere Meinung dazu kennt ihr ja bereits. Wer keine Ahnung hat, der orientiere sich bitte hier.

 

Fotos © Getty, Gervasio Baptista/ABr