AKUT

Was wurde aus Thomas Brezina

Sarah Wetzlmayr

WIENERPEDIA 2020

Was wurde eigentlich aus: Thomas Brezina

Gemeinsam mit Gerhard Krammer hat Brezina vier Musicals über Rups, den kleinen Ritter, für das Familienfestival Forchtenstein Fantastisch auf Burg Forchtenstein geschrieben, die insgesamt sieben Jahre aufgeführt wurden. Die Tourismusregion Serfaus–Fiss–Ladis bietet einen Erlebniswanderweg für Kinder an, der von Brezina entworfen wurde. Das Programm „Abenteuerberge“ umfasst drei Wanderwege, auf denen Kinder mit einer speziellen Ausrüstung verschiedene Rätsel lösen können. Für den Wiener Stephansdom hat Brezina einen Audioguide für Kinder kreiert, der die Vergangenheit des Doms altersgerecht präsentiert.

Nachdem „Tom Turbo“ nach 1.387 Folgen mit der Schlussfolge „Einen Gang runterschalten“ schließlich abgesetzt wurde, anscheinend wegen deutlich sichtbarer Ermüdungserscheinungen und des temporären Ausfalls von 34 seiner 101 Tricks, beschloss Thomas Brezina seinen angerosteten Begleiter in die Pension zu schicken. Nachdem aber allgemein beim Kinderfernsehen im ORF in den vergangenen Jahren alles fern von „Okidoki“ für Brezina gelaufen war und sich das Kinderprogramm aufgrund des großen Anstiegs der Waldorf-Schulen von sprechenden Fahrrädern hin zu „Garteln für Kinder mit Karl Ploberger“ entwickelt hatte, standen alle Zeichen auf Umorientierung für den ehemaligen Star des Kinderfernsehens. Bei einem Gespräch mit seinem AMS-Berater stellte sich heraus, dass es für Brezina nun, mit knapp 60, an der Zeit war, erwachsen zu werden. Trotzdem wollte er nach all den Jahren weder das Detektivfach noch das Fernsehen hinter sich lassen, und so war es mehr als ein Wink des Schicksals, als wegen des anhaltenden Erfolgs der Tatort-Krimiserie ein Tatort Amstetten ins Leben gerufen wurde und das Casting für den Kommissar noch ausstand. Diese Fährte in ein neues, erwachsenes Leben nahm Brezina sofort auf, und als fernseherfahrener und detektivisch geschulter Zeitgenosse verließ er das Casting als Sieger.

Den Schnauzbart, von dem er sich nach einer monatelangen Überlegungsphase 2014 schließlich getrennt hatte, ließ er sich in Anlehnung an Inspektor Clouseau wieder wachsen, und außerdem brachte er auch seine eigene Lupe mit ans Set. Die fiel ihm bei seiner ersten Verfolgungsjagd durch die Amstettener Hauptstraße gleich aus der Tasche. Wirk- liche Taten statt Worte sprechen zu lassen war dann eben doch etwas ganz anderes für den ehemaligen Schreibtisch-Detektiv. Die erste Folge, in der Brezina in seiner neuen Rolle als Kommissar Nick Bocker einen Kinderporno-Ring sprengen musste, stellte gleich eine enorme emotionale Belastungsprobe dar – auf circa 50.000 Seiten Kinderliteratur war er noch nie mit solchen Themen in Berührung gekommen. In Nick Bockers zweitem Fall „Speichenlecker“ wird es um rätselhafte Fahrraddiebstähle im Großraum Amstetten gehen. Die Quote spricht in jedem Fall bereits für den ehemaligen Okidoki-Star; schon nach seinem ersten Tatort-Auftritt übertraf sie die des Wiener Ermittlers Moritz Eisner.

Text: Sarah Wetzlmayr
Foto © Asia Werbel