KULTUR

Veni, vidi, Wiesen

Sarah Wetzlmayr

Vom Regen in die Traufe – Wiesen feiert mit dem Out of the Woods Festival seine Wiederbelebung.

von Sarah Wetzlmayr

Nachdem die junge Veranstaltungs-GmbH Arcadia Live pünktlich zum 40-Jahr-Jubiläum der Festival-Location Wiesen die Bespielung derselben für mindestens 5 Jahre übernommen hat, weht ein neuer Wind über dem burgenländischen Örtchen, der den mit 40 Jahre alten Hasch-Partikeln durchsetzten Staub vom Gelände pusten soll. Weniger Hippie, mehr urbane Kunst – so nur eines der Credos der Wiesen-Wiederbelebung durch Arcadia Live. Außerdem setzt man in diesem Jahr auf Vielfalt: Drum’n’Bass wurde den Festivalbesuchern beim Nu Forms Festival Mitte Juni um die Ohren geklatscht, am vergangenen Wochenende feierte das Out of the Woods Festival seine Geburtsstunde, es wird wohl kuratierten Hip Hop beim Hip Hop Open (Beginner, Blumentopf, Sido) geben und Reggae beim One Drop Festival Ende August.

Das Out of the Woods, das sich als neue Anlaufstelle für Indie- und Alternative-Fans etablieren könnte, setzte nach dem Nu Forms die Wiederbelebung des Festivalgeländes fort. Mit Art Park, Food Trucks und Comfort Camping versuchte man über die Möglichkeit des schlechten Wetters, die sich leider auch bewahrheitete, hinwegzutrösten. Das Line-Up versuchte mit dem Two Door Cinema Club als Headliner Menschen nach Wiesen zu locken, die vorab bereits Songs ihres erst im Herbst erscheinenden Albums präsentierten. Alte und neue deutsche Pop-Schule konnte man sich von Tocotronic (mit klaren politischen Zwischenansagen: „Norbert Hofer wird demnächst alle Pokémon aus Österreich ausweisen“) und Annenmaykantereit (mit gewohnt an der unteren Grenze der Tonleiter schrammender Stimme des Sängers) um die Ohren klatschen lassen. Maximo Park und das Mädchen-Pop-Duo BOY repräsentierten die Fraktion Indie Pop und als letzter Act des Samstags verstörten Crystal Castles (mit neuer, rothaariger Sängerin) das Publikum eher, als es zum Tanzen zu animieren. Definitiv bester Act des Wochenendes, keine Zugabe, denn gehen sollte man ja bekanntlich sowieso wenn es am schönsten ist. Oder besser heimfahren, denn die Temperaturen kratzten gefühlt bereits an der Null-Grad-Grenze und deshalb auch der Hals ein wenig. Für einen musikalischen Ausflug gerade richtig – gute 50 Minuten von Wien mit dem Auto entfernt, dort dann ein bisschen Musik hören, einen veganen Burger essen, heimfahren. Besser kann man sein Wochenende kaum ausfüllen – ohne dabei seine Gummistiefel mit Regenwasser anzufüllen.

Fotos © Acoda