AKUT

„An’gschlagen is“

Sarah Wetzlmayr

Die Gesetze der Wiener Wiesn sind nicht in Stein gemeißelt, sondern in Lebkuchen graviert. Generell gilt: Solang alles in Fluss ist, ist alles gut.

von Sarah Wetzlmayr

Die Wiener Wiesn im Wiener Prater ist der kleine Bruder des Münchner Oktoberfests, ohne dabei auf die zentralen Elemente des großen Bruders zu verzichten: Bier, Bier, Bier, eine „g‘scheite Musi“ und Dirndl-Dekolletés so weit das Auge reicht. Einige Wiener und Wienerinnen glauben hier wohl eine Welt zu betreten, die sie sonst nur von Postkarten und „Harry‘s liabster Hütt‘n“ kennen. Tatsächlich wird die „PENNY Ich bin Österreich“-Alm aber erst nach dem vierten Maß zu einer wirklichen Alm und die neue Lederhosen auch dann erst wirklich bequem. Pflege ist ein zentrales Thema auf der Wiener Wiesn – hier wird Brauchtum gepflegt und als Teil davon auch noch ordentlich „gebiaschtlt“. Geselligkeit und Bodenständigkeit werden hier, nach der feierlichen Eröffnung mit den Worten „ang‘schlagen is“ gefeiert, obwohl man wohl ab einem gewissen Zeitpunkt des aufrechten Stehens nicht mehr wirklich mächtig ist und man angesichts des traditionsreichen Bierbanktanzens auch schnell an Bodenhaftung verliert. Wenn man Glück hat, geht einem hier das Herz auf. Was hier aber in jedem Fall aufgeht und auch dementsprechend anschwillt ist die Leber und vielleicht auch das ein oder andere Augenlid, nachdem man den gerade auf einem Lebkuchenherz gelesenen Anmachspruch auf seine Wirkung überprüft hat.

Vom 22. September bis 9. Oktober auf der Kaiserwiese im Wiener Prater.

http://www.wienerwiesnfest.at/

Fotos © Harald Klemm, Getty Images