Film & Serie

Zukunftsangst – Fritz Karl im Interview über „Life Guidance“

In Ruth Maders neuem Film „Life Guidance“ breitet sich eine dystopische Zukunftsvision aus, die an jene aus Genre-Klassikern wie „1984“ oder „Fahrenheit 451“ erinnert. Darüber, wie nah wir an dieser bis ins Private digitalisierten Welt eigentlich schon dran sind, haben wir mit Hauptdarsteller Fritz Karl gesprochen.

Interview: Sarah Wetzlmayr

Wie hat sich die Zusammenarbeit mit Ruth Mader ergeben?
Eigentlich über den ganz nor­malen Weg. Ich wurde zu einem Casting eingeladen, das fast fünf Stunden dauerte. Das lag wohl in erster Linie an der Akribie der ­Regisseurin. Ruth Mader ist eine äußerst genau arbeitende Regisseurin, die ganz bestimme Vorstellungen hat – und das zeigte sich eben bereits beim Casting. Danach war relativ schnell klar, dass wir das zusammen machen wollen, und wir haben schlussendlich eineinhalb Jahre an dieser Figur und an diesem Film gearbeitet.

(c) KGP

Gab es etwas, das Sie an Konzept und Drehbuch von Anfang an faszinierte?
Diese Utopie, um die es in dem Film geht, die aber eigentlich eine Dystopie ist, fand ich von Beginn weg sehr interessant. Spannend ist auch, dass der Film seine Zugehörigkeit zum Genre Science-Fiction selbst unterwandert – denn beim Zusehen kommt man mehr und mehr drauf, dass alles, was in dieser „Zukunftsvision“ passiert, eigentlich schon längst Realität ist.

Der Film bewegt sich also gewissermaßen an der Schnittstelle zwischen Gegenwart und Zukunft?
Teilweise sicher. Die Welt, die in „Life Guidance“ gezeigt wird, ist in vielen Dingen schon unsere Gegenwart. Das wird einem klar, wenn man den Film sieht und sich dabei ertappt, „hoppala, genau da sind wir ja eigentlich schon“ zu denken. Inte­ressant waren auch die Reaktionen aus dem asiatischen Raum, wo der Film bei einigen Festivals lief. Die Zuseher dort reagierten genau auf dieser Ebene und meinten, dass diese dystopischen Bilder sehr viel mit ihrer Lebensrealität zu tun hätten. Man braucht nur an die unersättliche Gier zu denken, vor allem jener, die ohnehin schon reich sind, oder Themen wie Digitalisierung, Transparenz und Freiheit – das trifft uns alle unmittelbar. Auch das Thema Angst spielt im Film eine wichtige Rolle. Gegen all diese Dinge kann man sich aber noch wehren – ich jedenfalls glaube immer noch daran.

Kann ein Film wie dieser noch jemanden wachrütteln?
Er zeigt zumindest Dinge auf. Das ist auch mit ein Grund, warum ich diesen Film so mag und Teil des Projekts sein wollte – weil es ein wirklich engagierter Film ist. Man kann ja zumindest probieren, die Leute darauf hinzuweisen.

Können Sie uns schon etwas über zukünftige Projekte verraten?
Ich arbeite momentan noch an „Maria Theresia“ mit Robert Dornhelm, der in Tschechien und der Slowakei gedreht wurde (Anm. d. Redaktion: das Interview mit Fritz Karl fand Anfang November statt, „Maria Theresia“ ist in der Zwischenzeit bereits ausgestrahlt worden!). Außerdem wird in Kürze ein neuer „Inspector Jury“ rauskommen, den wir in Dublin gedreht haben.

Info-porn
Regie: Ruth Mader, Drehbuch: Ruth Mader und Martin Leidenfrost, Mit: Fritz Karl, Katharina Lorenz, Florian Teichtmeister ua.
Life Guidance ist seit 12.1. in den ­österreichischen Kinos zu sehen, Infos hier!

Fotos: Kranzelbinder Gabriele Film Production