KULTUR

Große Momente in der Geschichte des Feminismus: Valie Exports Tapp- und Tastkino

Legendär: Das Jahr war 1968, und sie nannten es Expanded Cinema. Und Künstlerin Valie Export lud in ihr für Augen nicht zugelassenes Kino.

Text: Manfred Sax

Vor 50 Jahren lud die österreichische Künstlerin Valie Export im Rahmen des 1. Europäischen Treffens der Unabhängigen Filmemacher Münchner Passanten in ihr Tapp- und Tastkino. Der Kinosaal war minimal, Eintritt nur für zwei Hände.

Valie Exports Tapp- und Tastkino, 1968: Eintritt nur für zwei Hände. Foto courtesy of peter-weibel.at

Sinn der Aktion war, die Frau von der „zivilisatorischen Last des Körpers“ zu befreien. Das, meinte sie, verlange eine Ablehnung des Bildes. Weil das Bild immer als Double des Realen gehandelt wurde. Also baute Ms Export ein kleines Kino mit zwei Öffnungen über ihren Oberkörper und lud Münchner Passanten zum Besuch. Die mutigen Glücklichen hatten zwölf Sekunden lang Zeit, die nackten Brüste der Künstlerin zu befühlen, sie also zu begreifen.

Gerüchte von einer Wiederholung der Aktion, etwa auf der Wiener Mariahilfer Straße, sind aber voll und ganz aus der Luft gegriffen.