KULTUR

Anouk Lamm Anouk – „Ich bin Feministin, und zwar hardcore.“

Wenn du jemandem immer nur virtuell begegnest, dann aber bei ihr anklopfst: Zu Gast bei Anouk Lamm Anouk.

Text: Manfred Sax / Fotos: Billy Sax-Dixon

Sie wohnt seit Langem am Screen nebenan, auf Facebook und Instagram. Schlank, lange Haare, klare Augen; dazu zwei Katzen und ein Hund mit einem gewissen Etwas. Und Lämmer, viele Lämmer, die sie malt. Konsequent, seit Jahren. Dazu Status, der gern in Dreierpackung kommt. „Nu year, Nu luck, Nu lamb“ etwa. Oder „Angel, Kiss, Bra“. So weit, so virtuell. Nun zum Treffen: ein Selfie in Worten.

Du oder Sie?
Sie ist skurril. Es fühlt sich seltsam an, wenn mich außerhalb des Facebook-Kreises jemand siezt, im Netzwerk bin ich mit allen per Du.

Anouk wer?
Ich bin in Ottakring geboren, ein glückliches Einzelkind. Vater ist Wiener, Mutter Wienerin. Der Name ist echt. Ich lebe allein, seit ich 18 bin.

Social Media Personality: die Künstlerin Anouk in ihrem Atelier in Wien 1. Foto: (c) Billy Sax-Dixon

Anouk Lamm Anouk?
Das Lamm kam intuitiv. Als ich mit 18 an die Uni der Künste in Berlin ging, hielt ich mich viel in den Korridoren auf. Dort sah ich sie, die Lämmer. Ich zeichnete sie und schaffte damit die Aufnahmsprüfung. Später wurde die Wiener Galeristin Silvia Steinek auf mich aufmerksam. Ich stelle seit 2014 aus.

Schweigen die Lämmer?
Sie sind ein perfektes Symbol für Reinheit und Unschuld. Das bleiben sie bei mir. Vorgeschlechtlich. Ich habe noch nie bewusst geschlechtlich Lämmer gemalt. Ich bin auch genderneutral erzogen worden. Plus, ich wollte nie freiwillig Fleisch essen, wurde als Kind quasi dazu gezwungen, Tiere zu essen. Ich bin Vegetarierin.

Angel, Kiss, Bra?
Da hab ich mich mit einer Freundin über Victoria’s Secret unterhalten. Ich bin Hardcore-Feministin und finde es schlimm, dass sie untergewichtige Frauen nehmen, die dann aber Push-up-Bras tragen. Das ist krank.

Wie geht Hardcore-Feminismus?
Ich hab mit zehn Emma gelesen. Diese Weinstein- und #MeToo-Sache kannte ich schon damals, ich hatte einen 12-jährigen Stalker, der mich belästigte. Dann kam das Bewusstsein, oh, Mädchen werden Frauen und Buben Männer. Ich wollte keine Frau werden. Brüste, Periode? Nein, danke. Gebärmutter? War für mich eine Autoimmunkrankheit. Es ging mir nicht um Kindlichkeit, sondern um Neutralität. Ich könnte mich nicht mit traditioneller Weiblichkeit identifizieren.

Frauen oder Männer?
Ich bin generell lebensfroh und hatte auch mal eine mehrjährige Beziehung mit einem Mann. Ein Unfall, für den ich dankbar bin. Aber mir sind Frauen lieber, eigentlich schon seit der Kindheit. Und ich mag französische Filme.

Was geht, was geht nicht?
Respekt ist Grundvoraussetzung, bei Respekt geht es voran. Aber zu schnelles Anfassen oder körperliche Übergriffigkeit geht gar nicht. Und Empathie-Armut geht ­sowieso nicht.

Foto: (c) Billy Sax-Dixon

Anouk Lamm Anouk
studiert an der Akademie der Bildenden Künste in Wien
Ausstellungen: Galerie Steinek, Eschenbachgasse 4, 1010 Wien
Soziale Netzwerke: Facebook und instagram.com/Anouklammanouk