GENUSS

Café Mendez – Donau-Caballeros

Wo sind wir denn hier? Die Kellner sprechen Englisch, kommen aus Ungarn und servieren bestes Tex-Mex-Food. Und da haben wir noch gar nicht den Cocktail-Raum des Mendez erwähnt.

Text: Roland Graf

Während Herr Orbán böse ist, bringen seine Landsleute ein weltoffenes Café nach Wien. Zoltan Nagy und Ferenc Haraszti gingen es listig an, indem sie sich auf der Rückseite des ersten Bezirks versteckten. Das Café Mendez liegt am wind­gepeitschten Restaurant-Friedhof neben dem Künstlerhaus. Doch – und das fällt einem eher auf, wenn man aus Budapest kommt – bleiben dort auch so ziemlich alle Touristenbusse stehen. Darauf war man vorbereitet, denn Nagy will „internationale Gastfreundschaft“ von einer Donaustadt in die andere bringen.

La vida loca. Max und Feri rocken drei Nächte lang die Mendez-Bar, viel Tequila inklusive. Fotos: Mendez

Für den bekanntesten Bar-Mann Ungarns (für Kenner: er führt die ­Boutiq‘), stand außer Frage, dass Englisch gesprochen wird und man auch sonntagmittags Essen bekommt. Einen Schluck Eistee während des Gustierens sieht man ebenso als selbstverständlich an. Doch mit dem Geheimtipp-Dasein für Japanerinnen und ­Musikverein-Besucher ist Schluss, seit auch die Bar im Hinterzimmer eröffnet wurde. Zuvor bezauberte schon die Espresso-Qualität, die sich Kaffeemühlen verdankt, die mit mexikanischen Catcher-Masken getarnt sind. Eine regelrechte Fangemeinde fand „Feri“ Haraszti aber für seine „ehrliche Küche“. Denn was anderswo als ­Schauküche inszeniert wird, geht hier mangels Platz gar nicht anders. Und was von der Grillplatte kommt, begeistert.

Prosit! Babylon Fizz Cocktail … Foto: Mendez

Vor allem die Quesadillas, denen man durchaus auch Schärfe verpasst bei den „Magyar-Mexicanos“. Für die neuen Drinks sorgt ein Gringo aus Györ. Akos‘ meistgefragter Cocktail heißt „Mary Jane“, und die legale Droge aus Rum, Marillenbrand und Muskatnuss-Hanf-Sirup kommt in einer „Bong“ an den Tisch. Da lacht das Instagrammer-Girlie, doch zum Glück findet sich auch ­Herzhaftes. Als da ein „Mezcal-Negroni“ wäre, der eigentlich als ­ein­ziges Getränk unter der Skelett-Wandmalerei von „Muales“-Macher Miguel Valverde aus Chihuahua zugelassen sein sollte.

Flüssig-Nahrung.
Drinks und Burger vom Karlsplatz begeistern die Fangemeinde live und online. Foto: Mendez

Dass Mastermind „Zoli“ Nagy den 1980ern viel abgewinnen kann, sollte noch erwähnt werden. Softpornos am WC, Thomas ­Magnum samt Ferrari 308 GTS auf der Menüseite mit den ­alkfreien Kreationen. Einer muss schließlich noch fahren! Wir hielten uns dennoch an den Bourbon-Drink mit Sirup aus getrockneten Tomaten. Dazu erklären Aerosmith über die Boxen, wie man mit dem Mendez umgehen sollte: „Walk this way“!

Chihuahua-Chic. Das Skelett von Miguel Valverde ist das Schaustück im Mendez-Hinterzimmer. Foto: Mendez

CAFÉ MENDEZ
Adresse: Karlsplatz 2, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Mo bis Do von 10:30 bis 22:30 Uhr, Fr/Sa bis 1:30 Uhr, So 12 bis 18 Uhr
Preise: Die Burger beginnen bei 10,90 Euro (so viel kostet auch das Chili con Carne), die Nacho-Platte gibt es um 7,90 Euro.
Pflichtkauf: Quesadillas (am besten die „Mendez“-Variante mit Rind und Huhn zu 11,90 Euro). Und immer nachdem Tageskuchen fragen!
Ideal für: Gerne-im-Kaffeehaus-Arbeiter, die keine Zeitungen lesen wollen. Tex-Mex-Freunde und Wien-Besucher.
Info: mendez.at