KULTUR
Georg Biron präsentiert: Die große Häfenelegie von Herwig Seeböck
Wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt (er ging gegenüber einem Polizisten in die „Boxerstellung“) verbüßte der Schauspieler Herwig Seeböck 1964 eine Haftstrafe. Und zimmerte aus den dort gemachten Erfahrungen sein Opus magnum, die „Große Häfenelegie“. Auf den Spuren des 2011 Verstorbenen wandelt nun Georg Biron.
Text: Franz J. Sauer / Foto: Nico Biron
„Nordisch? Bei mir haaßt Fraaaanz!“ Nicht nur dieses Zitat eines Mithäftlings, der Seeböcks nordischen Vornamen nicht verstehen wollte, gehört längst zum allgemeinen wienerischen Sprachgebrauch. Viele Passagen aus der „Großen Häfenelegie“, jener kabarettistischen Rache der Wiener Kabarett- und Schauspiellegende, sind geflügelte Worte. „Fensterln“ wollte Seeböck damals mit einem Freund bei zwei Küchenmädchen, die Polizei hielt sie irrtümlich für Einbrecher. „Aus Notwehr“, so beteuerte Seeböck stets, nahm er damals den Beamten gegenüber eine „Boxerstellung“ ein, die Polizisten fühlten sich bedroht, Seeböck wanderte in den Knast. Und zwar für viereinhalb Monate. Dort erlebte er unfreiwillige Charakterstudien, berührende wie komische Episoden und brachte seine Erlebnisse noch während der Haftzeit zu Papier. So entstand eines der erfolgreichsten heimischen Kabarett-Solos der Nachkriegszeit.
Im Vorwort zum 1991 erschienenen „Seeböck-Buch“ notierte Herwig Seeböck über sich selbst: „Das Kind, das ich bleiben wollte, versuchte ich in einem viel zu großen Körper zu verstecken. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt nicht, dass: Je größer der Körper, desto größer die Fläche für Treffer. Dies sollte ich noch oft merken. (…) Später hatte ich eine Auseinandersetzung mit einem bewaffneten Österreicher. Man brachte mich ins Gefängnis. Ich lebte mich daselbst schnell ein, es war wie in der Schule. Ich lernte viel. Damals entstand ein Theaterstück. Dieses machte mich berühmt. Ich referierte über die Gesellschaft und das, was sie verdrängt und versteckt. So kam ich ans Schreiben. So kam ich ans Malen und ans Denken. (…) Ich male nicht mehr, oder selten, ich suche nach einem Weg. Es dauert so lange, bis man ein richtiges Kind wird. Unfolgsam und einsam, mit einem Haus auf dem Mars …“ Für den Schriftsteller Peter Turrini wirkte Herwig Seeböck „stets wie jemand, der an der Seite von Che Guevara und Fidel Castro einen Umsturz plante“.
Der Schriftsteller, Drehbuchautor und Schauspieler Georg Biron serviert dem Publikum in der Komödie am Kai nun Seeböcks Meisterstück. Zudem bringt als Bonus-Extra auch Auszüge aus seinen eigenen Programmen „Der Reiseyeti“ und „Liebesg’schicht’n und Heiratssachen“.
Termine: So, 2.12 (1. Advent!) und Mo, 3.12. in der Komödie am Kai. Beginn jeweils um 20 h 15. Preis: 19,90 Euro.
Tickets und Infos: komoedieamkai.at