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Ms Stormys volle Enthüllung: Donald, duck di !

Manfred Sax

Full Disclosure (=volle Enthüllung). Stormy Daniels und ein Mann namens Donald: die Story einer Frau, die einen Machthaberer bei den Eiern hat, der es gewohnt ist, die Welt bei den Eiern zu haben.

Text: Manfred Sax

Danach war er voll der Begeisterung über sein horizontales Genie. Stormy, die so großzügig von ihm Beglückte, zuckte mit den Schultern und blickte nach innen: Was meinte er damit? Sein patschertes Schmusen? Seine laschen Versuche, „schmutzig“ zu reden? Die zwei Minuten Vergessenswertes nach drei Stunden verbaler Selbstbeweihräucherung? Ihre Conclusio: Der Alte hat nicht mal das versprochene Dinner kommen lassen, geschweige denn mich.

Das ging ja noch. Aber die wirklich haarigen Details, das, was vorher und währenddessen passierte, das, was in ihren Augen die ganze Welt wissen wollte, das, was der ganze Punkt ihres Buches ”Full Disclosure“ (= volle Enthüllung) war, breitete Porno-Missionarin Stormy Daniels („Amerika muss wieder geil werden.“) genüsslich über ein volles Kapitel aus, ihrer „investigativen“ Pflicht voll bewusst: „Die Welt will Information über seinen Penis.“ Ein globaler Wunsch, der ihr Befehl war. Immerhin ging es um den mächtigsten Penis der Welt.

Na denn: Das Dings ist Abteilung Schwammerl, fachsimpelte sie, und musste in ihr Dings umständlich hineingewurschtelt werden, Unterabteilung halbsteif. Über den Sack darunter konnte sie wenig berichten, außer „er sollte sich da unten mal rasieren“ (Stormy). Dann war da noch sein schwarzer Seidenpyjama und ihr „Moment der Macht“ (Stormy), als sie ihm „befahl“, sich zu bücken und den Arsch zu entblößen, damit sie denselben versohlen kann – mit einem zusammengerollten Magazin, das ihn am Cover hatte. Also schrieb Stormy Daniels (39) über den 13.7.2006 in einem Hotelzimmer in Las Vegas, als er noch ein Business-Mann war, und sie lediglich ein Pornostarlet, das ihre Brüste „Donner“ und „Blitz“ nannte. Heute ist sie einer der raren Crossover-Stars, die eine Brücke von Pornoland zu den keuschen Gazetten der amerikanischen Welt schlagen konnten. Und er ist der mächtigste Mann der Welt.

Der WIENER  hat wiederholt über Stormy Daniels berichtet (siehe HIER). Weil sie einerseits, ähnlich wie die großartige Stoya, einer jener seltenen Sterne in Pornoland ist, die nicht nur in den Bauch sondern auch in den Kopf gehen. Aber natürlich war das Narrativ „Als Stormy den Donald traf“ immer schon mit dabei. Ein Narrativ, das ihr lange im Hals stecken blieb, weil da auch ein mutmaßlicher Maulkorb, sprich Schweigegeld, im Wert von 130 000 Dollar existierte. Dessen Existenz obiger Donald bekanntlich in jüngerer Vergangenheit leugnete. Worauf sie beschloss, dass sich in offizieller Absenz von Schweigegeld auch das Schweigen erübrigte.

Und so wurde Stormys Narrativ vergangenen Herbst ein Buch, somit ein Bestseller. In einer Welt voll mit dienstfertigen „Ja, Mister Präsident“- und „Selbstverständlich, Mister Präsident“- und „Wird erledigt, Mister Präsident“-Leuten hat es was Erfrischendes, wenn ausgerechnet ein Pornostar die Persönlichkeit hat, diesem Potus mit einem zusammengerollten Magazin in der Hand eine alternative Weltsicht zu vermitteln.

Stormy Daniels: Full Disclosure, St. Martin’s Press,
175 Fifth Ave., New York, NY 2018.

Titelfoto: Stormy Daniels by CrazyJ, Lizenz: CC BY-SA 3.0