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Männerpflanze im WIENER W431 – Der Erdapfel

Von Hungersnöten, Pommes frites und Meth-Laboren: Erdäpfel sind DAS Grundnahrungsmittel für echte Männer.

Text: Sandra Bachl

Die Geschichte der Erdäpfel begann vor ungefähr 10.000 Jahren in Peru. Dort waren sie so beliebt, dass es dafür sogar eine eigene Göttin gab. Um 1600 brachten die Spanier die Frucht nach Europa, wo man aber anfangs nicht recht wusste, was man damit anfangen sollte. Im Zuge diverser Hungersnöte erkannte man glücklicher­weise ihren Wert, was vielen ­Menschen das Leben rettete und Mangelerscheinungen minderte. Der Erdapfel, sofern nicht als Pommes frites serviert, enthält nämlich zahlreiche wertvolle Mineralstoffe und Vitamine.

Nastrowje! Erdäpfel als Wodka. Foto: (c) Getty Images

Der Anbau ist denkbar einfach: Zwischen April und Juni ein circa 10 Zentimeter tiefes Loch graben – gerne auch in einem Blumentopf –, Erdapfel rein, Loch zu und großzügig anhäufeln. Dann wartet man, bis die oberirdischen grünen Triebe im Herbst abgestorben sind, und erntet die Knollen. Wählen kann man in Europa aus circa 400 und weltweit aus etwa 5.000 Sorten. Einzige Pflege: gefräßige Kartoffelkäfer ­entsorgen und ab und zu gießen.

Nun zu den wirklich wichtigen ­Dingen: Aus Erdäpfeln macht man Wodka. Ja, auch aus Roggen oder Weizen, aber der ist mild. Der mehrmals destillierte Erdäpfel-Wodka, mit einer wuchtig herben Note, meist mit mehr als den sonst üblichen 40 Volumsprozent, ist etwas Besonderes und für die echten Kerle reserviert. Die Hälfte der Russen stirbt allerdings an zu viel Alkohol. Deshalb nicht unbedingt flaschenweise ­runterschütten, außer man will die Angetraute mit einer Lebens­ver­sicherung erfreuen. Gleiches gilt für laienhafte Schwarzbrennerei in der eigenen Küche – auch wenn die Freude über selbst geerntete Erdäpfel noch so groß ist. Destillieranlagen und Meth-Labore haben eines ­gemeinsam: Sie explodieren über­raschend gerne. Prost!

Der Erdapfel

Preis: ab 1,50 Euro
Verbrauch:
ab 3 Liter
Leistung:
circa 12fache Menge der angebauten Erdäpfel
Motor:
Solanum tuberosum
Treibstoff:
sehr nährstoffreiche Erde
Extras:
im rohen Zustand leicht ­giftig, wärmeliebend, frostempfindlich