Entgegen landläufiger Meinung, aufgrund der sich auch Dutzende Musiker aus dem Westen rühmen, als erste Rock ’n’ Roll in der Sowjetunion gespielt zu haben, gab es im finsteren Kommunismus tatsächlich auch eine lokale Szene. Deren Speerspitze: KINO.

Text: Markus Höller

Das in appetitlichem Schwarzweiß gedrehte Biopic des russischen Fimemachers Kirill Serebrennikow dreht sich um den charismatischen Frontman Wiktor Zoi der sowjetischen Kultband Kino. Der 1962 in Leningrad (heute St. Petersburg) geborene koreanischstämmige Musiker beschäftigte sich früh mit Punk- und Rockmusik, in der UdSSR damals noch ein kaum verstandenes, von den Offiziellen aber misstrauisch beäugtes Genre.

Seine regimekritischen, manchmal auch romantischen Texte und die unwiderstehliche Rockstar-Attitüde bescherten ihm und seiner Band Kino eine treue Fangemeinde, die im Sog der Perestroika so richtig abhob. Mit einem Konzert vor über 60.000 Fans in Moskau krönte er 1990 nach einigen Alben seine Karriere, kam aber kurz danach bei einem Autounfall ums Leben. Leto fängt das bewegte Leben und den Zeitgeist der Jugend im Sowjetregime perfekt ein, ein interessantes Filmwerk auch für Nicht-Musikbegeisterte.

Leto

Produzent: Ilya Stewart, Murad Osmann, Pavel Buria, Mikhail Finogenov
Regie: Kirill Serebrennikow
Hauptdarsteller: Teo Yoo
Verleih: Filmladen
Info: weltkino.de/film/kino/leto