KULTUR

Ulli Bäer: „Wissen Sie, wer ich einmal war?“

Klar: ein alter Studienfreund. WIENER-Autor Manfred Sax geht auf ein Bier mit Bäer, der am 22. März „Gaunz Alla“ auf der Bühne des Brandstetter in Hernals stehen wird.

Text: Manfred Sax

Er hat noch ein Tattoo von „damals“, also, eigentlich eine Narbe, zwischen Daumen und Zeigefinger, sehr schmuck. „Schau her“, sagt er, „Erinnerst di?“ So wird es schnell hell: eine jener Nächte, eine Flasche Wein, leider kein Korkenzieher – also ein Ulli-Special, das mit gebrochenem Flaschenhals und einem Blutbad endete. Aber Schwamm drüber, weil: „Mia zwa kennan si aus ana Zeit – HUI! –, des kennan aundre ned amoi nachvollziehn“, sagt er. Stimmt. Was immer du da anekdotisch erwähnst, kann heute nur missverstanden werden.

Aber wenn du nach 40+ Jahren wieder mal gemeinsam ein Bier trinkst, geht’s nicht ohne Memories. Es war Mitte der 70er-Jahre und Ulli ein Publizistikstudent namens Peter, sehr bärig, Vollbart und Mähne. Zu sagen, wir haben gemeinsam studiert, wär nicht richtig. Wir haben gemeinsam während des Studiums nicht studiert. Mit einer „Bladern“ Gleichgesinnten. Seine Gitarre war immer dabei, Musik immens wichtig. Wir liebten Jazzrock. „Heast, das Michal-Urbaniak-Konzert“, lacht er. Hm, da wachte ich frühmorgens auf einer Kühlerhaube auf. „Und ich in der Gschwandnergasse“, sagt er. Nicht wirklich erstaunlich. Dort wuchs er auch auf, mehr Hernals als Ulli Bäer geht nicht. Er hat schon als 4-Jähriger gewusst, dass er Musiker wird, „Radio gehört und dazua aufs Gschirr trommelt“. Irgendwann bekam er zu Weihnachten eine Bassgitarre, „meine Alten haben gemeint, eine Gitarre mit vier Saiten ist billiger als eine mit sechs“ (Bäer). Dann spielte er überall Bass, „weil sonst keiner wollte“.

Den Rest erzählt er mir im „Brandstetter“ zu Hernals, sein Zahlengedächtnis ist erstaunlich. 1977 landete er im Studio von René Reitz, wie zuvor Danzer und Heller und Hauenstein und Karl Ratzer. „Bist du narrisch, dachte ich, mit dem René wird ich Superstar“, erinnert er ehrfürchtig. Dann der „Durst“-Hit, ein zwiespältiger Erfolg, weil „das Durst-Image an mir haften blieb“ (Bäer). Seine beste Arbeit – Alle Lichter – „hat dann keiner braucht“.

Aber wenn es darum ging, eine Band aufzustellen, brauchten ihn so ziemlich alle Austropopper. 15 Jahre Danzer-Band, darunter 9 Jahre A3: „Andrea Fendrich meinte: Ulli zu A3? Könnt er ned zum Frisör gehen? Woar i ah scho beim Frisär“ (Bäer). Höhepunkt? Donauinselfest 1998 mit A3, sagt er sofort, vor kolportierten 250.000 Fans, unvergessliche Gänsehaut. Wow. Wär aber weniger meins als sein kommender Sologig „Gaunz Alla“ im Brandstetter, wie „damals“ in der nicht nachvollziehbaren Zeit, als seine Gitarre einer Gruppe von Himmelsstürmern den Soundtrack besorgte.

Ulli Bäer: „Gaunz Alla“

Termin: 22.3. 2019 im Brandstetter, Hernalser Hauptstr. 134, 1170 Wien

Wir Vier-Tour mit Ulli Bäer, Gary Lux, Harald Fendrich, Harry Stampfer
Termine unter: wirvier.at/termine