AKUT

Keine Kolumne für Franz Sauer – Heidi Lists Kolumne im #W434

Eigentlich hatte ich ja schon eine Kolumne geschrieben, eine ganz, ganz tolle sogar. Aber Franz Sauer, einer der Herausgeber dieses Magazines, war der Meinung, dass die nicht gilt und dass das eher eine DVD-Rezension war, nämlich die – ich muss es an dieser Stelle noch einmal kurz erwähnen – über den herausragenden Film „My Talk With Florence“ unter der Regie von Paul Poet. Der übrigens kürzlich zu einem von „64 most inspiring European Artists, Speakers and Personalities of 2019“ auserkoren wurde, von WE ARE EUROPE, einer Kulturfestivalplattform (Anm. Franz Sauer: zu Paul Poet findet sich was im Akut, bitte zurückblättern. Danke!). Aber bitte. Dann halt nicht. Wenn das hier nicht so verdammt gut bezahlt wäre, wäre ich schon längst eine Fliege.

Dann schreibe ich aber auch nicht über „GRM: Brainfuck“, das neue, bahnbrechende Buch von Sibylle Berg, das wohl ein Standardwerk wird, eines, das zu allen Abituren und Maturas und überhaupt allen Abschlüssen dieser Welt abgefragt werden wird, weil es, wie jemand auf Insta­gram gepostet hat, die neue Bibel für uns Nerds, Queers, Behinderte, Spezialbegabte, Nicht-
Weiße, Frauen, Hilfsbedürftige, Geflüchtete und alle anderen gesellschaftlich verachteten Menschen ist. Ein fantastisches Buch, das einzige, das man im Moment lesen sollte, gespickt mit von Frau Berg für uns angestucktem Wissen über digitale Überwachung, den Supergau des Neoliberalismus, mit einer Geschichte über vier Jugendliche, die in der Londoner Grime-Szene eine eigene Revolution starten. Wahnsinnig spannend. Mach ich nicht, schreib ich nicht drüber. Erwähne ich nicht einmal.

Zur Strafe aber schreibe ich auch nicht über etwas mit Technik oder Autos, was Franz Sauer persönlich sehr interessieren würde, zum Beispiel die Sache mit dem Benzin, das ich aus Versehen in den Diesel getankt habe. Nämlich bei Lunz am See, mit Kindern und Gepäck. In der Nacht. Das war vielleicht unpraktisch. Er erfährt daher auch nicht, wie das ausging. (Unter uns: Man wird da von dem Touring Club zu einer Werkstatt geschleppt, die pumpen das aus, spülen die Rohre des Autos irgendwie durch, danke, ich weiß, ich kann mich gut ausdrücken, wenn es um Technik geht. Der Diesel kommt dann wieder rein in die Karre, man hört eine zweistellige Zahl an Witzen, wie unzeitgemäß ein Dieselauto ist, aber ein Elektroauto wäre für jemand Unaufmerksamen wie mich auch blöd, da würde mich keiner hören, und ich fahrert sicher über Leute drüber. Und dann gondelt man angepisst nach Hause, bis dann zwei Tage später der Motor trotzdem kaputt ist und man nicht mehr als 60 km/h fahren kann. Es ist übrigens möglich, auf der Autobahn von der Polizei angehalten zu werden, die einen fragt, wieso man so langsam fährt. Auch das wäre eine gute
eigene Geschichte, was?

Wie es jetzt mit dem Auto weitergeht, weiß ich selber noch nicht, mein Kontostand und ich, wir zittern vor Spannung). Dann könnte ich noch davon berichten – auch wieder was Technisches –, dass ich kürzlich von jemandem eingeladen wurde, um mit den Kindern in einem echten Pater­noster-Aufzug zu fahren, einem der Wenigen, die es noch gibt in Wien. Und dass wir wirklich zu spät ausgestiegen sind, also oben die Runde gemacht haben, was wirklich schiach knarzt und quietscht.

Aber dann müsste ich auch schreiben, dass ich es war, die sich gefürchtet hat und dass das meinen Kindern extrem peinlich war. Das schreib ich jetzt alles nicht, das alles wird Franz Sauer nie erfahren. Ich schreibe einfach eine launige Kolumne.

Oh! Kein Platz mehr. Schade.


Heidi List: Wenn sie nicht liest oder Musik hört, arbeitet die zweifache ­Mutter selbstständig als Kommunikationsmanagerin und freie Autorin.