Sie war mal WIENER-Fotografin, aber ihre Liebe gehörte immer dem Saxophon. Vor 17 Jahren ging Muriel Grossmann nach Ibiza. Seither hat die Insel ein cooles Geheimnis mehr: den Souljazz ihrer Band.

Text: Manfred Sax / Foto: Christoph Schubert

Ibizagate? Ja, davon hat sie gehört, sagt sie, „wir haben gerade gespielt, als die News durchkamen“. In der Cipriani-Lounge in Downtown Ibiza, gleich beim Hafen. Aber derlei News gehören zum anderen Ibiza – der Party-Insel, wo „muskulöse Party-Freaks auf Marschierdrogen 48 Stunden tanzen und dann den Billigflieger verpassen“ (so sieht es Mister Rebhandl). Muriel Grossmanns Ibiza ist „schön“, sagt sie, gespickt mit diskreten Plätzen wie Agua Blanca (Foto), aber gut, der ist off-season noch schöner.

Es gibt Kollegen, von denen weißt du, dass sie nicht lange bleiben, also genießt du ihre Präsenz, so lange sie währt. Muriel geriet Anfang des Jahrtausends zum Verlag, am Sattel einer alten Yamaha Virago XV535, im Gepäck ein allgegenwärtiges Saxophon und eine Nikon F4, so einen Auftritt vergisst du nicht. Das Sax war und ist ihre Liebe, die Nikon sollte Geld machen. „Du hast gesagt, ich sei das weibliche Pendant zu Bowie“, erinnert sie sich. Kurz: Sie wurde engagiert. Ihre Fotos waren künstlerisch, was sonst, sie konnte nicht einfach nur knipsen, sie musste mit dem Licht spielen, also „crossen“ und doppelbelichten und so weiter. Das machte tolle Farben.

Aber 2002 ging sie nach Ibiza, das musste sein, ihre Liebe, wie gesagt. Dort traf sie bald Niko Weaver, ehemals Gitarrist bei Prince anno Sign-o-the-time, und spielte in dessen Band. Funk, naturally. Aber das reichte nicht für Muriel, klar, wer Saxophon sagt, muss auch den Jazz umarmen. Das passte gut, die Insel hatte eine Lücke, zu viel Bummbumm, zu wenig cooler Chill. Muriel baute ihre Band auf, zuerst ein Duo, dann ein Quartett, heute ist sie auch mit Quintett aktiv. Sie spielt rhythmischen Souljazz fürs Leben, bis zu 180 Gigs im Jahr. Und nebenher geht sie „free“, macht Alben mit eigener Musik. Ihr aktuelles Vinyl-Album „Golden Rule“ wurde in England von VibeUK zum Jazz-Album des Jahres 2018 gewählt. Also, Leser, solltest du im Sommer auf Ibiza landen: Folge den Klängen des Saxophons in Downtown Ibiza. Dort ist die Insel entspannt.

Muriel Grossmann: Golden Rule, Vinyl, bei RR GEMS Records.
Muriel Grossmann Band: Classics of Jazz, Cipriani Downtown Ibiza, allabendlich den Sommer hindurch, ab 21.00h.

Bleiben sie doch noch!

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