Mode

Mode im Wandel der Zeit

Jakob Stantejsky

Die Mode bereitet uns in Abständen immer wieder das eine oder andere Déjà-vu. Aber irgendwann ist auch genug. Weil: Das Süppchen wird immer öfter aufgekocht. Und der Topf ist dabei, überzugehen.

Text: Alex Pisecker / Foto: Getty Images

Wurde vor 40 Jahren Mode diktiert?
Wesentlich intensiver, als das heute der Fall ist. Vor allem war die Anzahl der Anbieter bedeutend geringer und der Kauf von Textilien gestaltete sich kostspieliger. Billigprodukte aus Fernost spielten zu dieser Zeit noch keine Rolle. Die Ware kam aus Europa, hauptsächlich aus Italien. Neue Trends tauchten plötzlich auf. Das Modediktat war vor allem für Hersteller und Händler von Vorteil, die vorgesetzten Modelle fanden reißenden Absatz, mangels Alternativen. Auch die Brand-Culture steckte noch in den Kinderschuhen – das sollte sich Anfang/Mitte der 80er ebenfalls ändern.

Gibt es heute noch ein Modediktat?
Eigentlich nicht. Die Mode des 21. Jahrhunderts lässt jeden selbst entscheiden, ob er den vorgeschlagenen Trends folgen möchte oder nicht. Das angebotene Spek­trum ist unendlich, es gibt fast nichts, was es nicht gibt – alles in einer Preisrange zwischen 0,99 Euro und 100 Trillionen. Das eröffnet unendliche Möglichkeiten, was bei modisch unsicheren Menschen häufig zur Verwirrung führt und sich nicht immer positiv auf das äußere Erscheinungsbild auswirkt. Andererseits ersticken Produzenten und Händler in nicht verkaufter Ware. Eine Aneinanderreihung unzähliger Abverkäufe vom Mid-Season-Sale bis zum Super-Special-­Offer sind die Folge.

War die Mode in der Vergangenheit freizügiger?
Wahrscheinlich. Man sah sehr viel mehr unbedeckte Haut. Die Röcke endeten direkt unterm Arschbäckchen, und auch die Männer zeigten in superengen Hosen „what they packed“. Grundsätzlich ist zur Zeit eine neue Prüderie in der Mode erkennbar, die an die verklemmten 50er-Jahre erinnert, ich möchte davon absehen, zu erörtern, woher diese Strömung wohl kommt. Mit dem Trend zur Bequemlichkeit, der vielen Modellen eine gewisse Weite abverlangt, hat sich im Moment auch die Sexyness ziemlich aus der Mode verabschiedet.

Wie verhält sich unser Modekonsum damals zu heute?
Mit der Ende der 80er entstandenen Massenproduktion in Fernostasien wurden wir immer gieriger. Alles wurde billiger, und wir wollten mehr davon. Hat man sich in den 80ern noch fünf Modelle pro Jahr gekauft, sind es heute so viele pro Monat. Das führt zu einem Textilkollaps der Sonderklasse. Große Firmen, unter ihnen auch Luxuslabel, verbrennen regelmäßig ihre überschüssige Ware. Man sollte wieder Ordnung in die Kleidung und die Mode bringen, was jedoch nur durch reduzierten Konsum passieren kann. Weniger ist meistens mehr!